Fragen und Anworten

Grüß Gott Dr. Nöstl,
mein Mann und ich (mittleren Alters)fahren seit einigen Jahren nach Schweden
in Ferienhaus-Urlaub. Wir kommen aus Bayern und deshalb kamen wir bisher
nicht höher als etwa Linköping, denn 2 Tage Anreise reichen mir voll.
Für nächstes Jahr haben wir vor 4 Wochen ein Womo zu mieten, damit wir diese
"Höhenlinie" überschreiten können. Wir möchten am 12.6.2006 über die
Vogelfluglinie losfahren. Südschweden auf der E 4 rasch durchfahren, dann
westlich am Vättern entlang Richtung Askersund und von dort weiter, nun auf
für uns unbekanntem Gebiet Richtung Mora. Wir möchten im Landesinneren bis
rauf nach Kiruna mit Abstecher rüber nach Norwegen und dann an der
schwedischen Ostküste wieder Richtung Süden.
Wir möchten dabei etwas wandern, aber keine solchen "Gewalttouren" wie in
Ihrem Buch beschrieben, sondern moderate Halbtagestouren.
Wir nehmen auch unsere Radl mit, (keine Mountenbikes)mit Sitzfleisch für 40
bis 50km.
Angeln möchten wir ebenfalls
und möglichst viel Interessantes am Weg mitnehmen.
Übernachten wollen wir größtenteils auf Campingplätzen.
Ich bedanke mich recht herzlich für Ihre Mühe und freue mich auf Ihre Tips.

Mit freundlichen Grüßen

Roswitha Zollner

Sehr geehrte Frau Zollner,

vielen Dank für Ihre Mail. Schön, dass Sie einmal ein bisschen "höher hinaus" wollen, in Schweden lohnt sich das sicher. Ihre Route klingt gut, das heißt, Sie fahren von Askersund Richtung Örebro und dann weiter Richtung Gävle bis Lindesberg. Hinter Lindesberg bleiben Sie auf der Strasse 60 und kommen über Kopparberg und Ludvika nach Borlänge. Borlänge Leksand, jetzt sind sie schon in Dalarna, einem sehr schönen Teil von Schweden, das mit dem Siljansee so manchem Maler und Künstler als Kulisse gedient hat (Anders Zorn, Carl Larsson). In Rättvik könnten Sie sogar zu Mittsommer sein, das wird hier immer ganz besonders stimmungsvoll gefeiert. Hier in der Gegend können Sie den Carl Larsson Hof besichtigen und in Mora die Anders Zorn Ausstellung besuchen. In Orsa gibt es einen Bärenpark. Ab Mora bewegen Sie sich auf der Str. 45, der Inlandstrasse weiter. Das ist die Strasse die im Landesinneren Schwedens vom Süden in den Norden führt. Das heißt, auf der Strasse bleiben Sie bis Strömsund.
Sie passieren Sveg, hier gabelt sich die Strasse, Sie können auf der 45er bleiben oder Sie fahren über Vemdalen weiter bis Åsarna. In Vemdalen gibt es die Möglichkeit zu zwei sehr schönen und nicht anstrengenden Wanderungen: http://www.schwedenoutback.com/vemdalenw1.htm

Wenn Sie auf der 45er bleiben, kommen Sie nach Sveg nach Ytterhogdalen, das ist einer der Mittelpunkte Schwedens: http://www.schwedenoutback.com/Ytterhogdalw.htm (hier sind ein paar Tips für kleine Wanderungen) und in Överhogdalen gibt es ein Museum mit dem ältesten Gobelin Schwedens aus der Vorwikingerzeit gleich neben der Strasse. http://www.schwedenoutback.com/Ytterhogdal1.htm

In Åsarna können Sie natürlich Pause machen/übernachten, in der dortigen Jugendherberge/Campingplatz gibt es ein sehr gutes Frühstück, das ich ihnen nur empfehlen kann. Åsarna ist winzig und der Campingplatz liegt gleich rechts nach der Brücke über den Fluss Ljungan und der Abzweigung nach Vemdalen und Ljungdalen. Apropos Ljungdalen: es wurde in den letzten zwei Jahren eine neue Strasse gebaut und dadurch ist der Ort leichter zu erreichen. Es zahlt sich aus, denn die Fahrt führt an vielen Seen vorbei. Ljungdalen hat den Vorteil, dass man von hier zum Helags, dem südlichsten Gletscher Schwedens wandern kann. http://www.schwedenoutback.com/helags.htm (Übrigens ist das erste Bild, das Sie bei diesem Artikel sehen in Sjöändan hinter Orsa aufgenommen, das ist ein herrlicher Rastplatz auf der 45er gleich hinter Orsa, na ja, 70 km, in der gleichnamigen Finnmark, sie erkennen das an den ganz unschwedischen Namen der Orte).

Sie sehen, es gibt hier so enorm viel zu sehen und erleben, dass man wahrscheinlich ein halbes Jahr brauchen würde, um alles zu entdecken was es an Schönem gibt.

In Östersund möchte ich Ihnen das Jamtli Museum ans Herz legen, (http://www.schwedenoutback.com/juni18.htm) sonst fahren Sie einfach weiter bis Strömsund. Hier unbedingt auf die Wildnisstraße (Vildmarksvägen) nach Gäddede abbiegen. Das ist eine der schönsten Straßen Schwedens und die müssen Sie erlebt haben!!! Sie klingt übrigens nur so schlimm, es handelt sich dabei um eine ganz normale schwedische Reichsstraße, durchgehend asphaltiert und immer wieder schöne Rastplätze.
Was Sie unbedingt sehen sollten auf dieser Fahrt ist der Canjon bei Gäddede Hällingsåfallet, einkehren in der Pension Jormlien (Fjällgården) mit Verdauungsspaziergang auf das Raudekfjäll (http://www.schwedenoutback.com/Frostvikenw2.htm) am gleichnamigen See und irgendetwas essen, der Koch ist hervorragend (viell. am besten am Wochenende). Am Stora Blåsee können Sie ein, zwei Tage einplanen, denn hier gibt es die Wanderungen, von denen Sie schreiben, dass sie die gern machen möchten (leicht und lohnend): http://www.schwedenoutback.com/Frostvikenw3.htm (von St. Blåsjön zum Bjurfluss) wenn Sie da sind, können Sie zum Leipiksee auch mit dem Auto fahren und dann von dort zu Fuß gehen, das ist leichter als den ganzen Weg von St. Blåsee marschieren.

Weiters ist die Passhöhe auf dem Stekenjokk (die Weite)sehenswert, in Klimpfjäll das Norgefararhaus (das ist der alte Hof, wo die schwed. und die samische Flagge wehen). Von hier aus führt auch der Norwegenwanderpfad nach Norwegen. Sie brauchen nicht den ganzen zu gehen aber bis Tjokkola oder zumindest zur Durrenspitze sollten sie problemlos kommen. Es zahlt sich aus!
http://www.schwedenoutback.com/BigSky.htm
http://www.schwedenoutback.com/wildniss1.htm
http://www.schwedenoutback.com/Stekenjokk1.htm
http://www.schwedenoutback.com/Stekenjokk2.htm
http://www.schwedenoutback.com/Norgefararleden.htm

Von Klimpfjäll sind es ungefähr 30km bis zum Abzweig nach Fatmomakke, dann 7 km. Fatmomakke ist ein altes Dorf der Samen und wunderschön mit Kirche und den Holzzelten etc. Sehr stimmungsvoll. Da Sie in der Saison hinkommen, sind sicher die Hütten offen und Sie können hier günstig Souvenirs kaufen (Messer mit Scheiden aus Rentierhorn, Rentierfelle, Häferln mit schönen lappländischen Motiven etc.) http://www.schwedenoutback.com/mai21.htm

Weiter nach Saxnäs, hier nach Marsliden abzweigen, das ist direkt am Treppenfall wo der Kultsee über einen Treppenwasserfall zum Fluss wird. Sehr schöne Kulisse bei der Anreise bildet das Marsfjäll auf der linken Seite. Bei Schönwetter sollten Sie die Besteigung dieses Berges überlegen. Ganz einfacher Wanderweg bis zur Hütte (unbew.)
http://www.schwedenoutback.com/marsfjall.htm

Dann geht es eigentlich schnurstracks nach Vilhelmina. Hier ist die alte Kirchenstadt erwähnenswert und auf der Strasse die direkt zur Kirche führt gibt es einen kleinen unscheinbaren Laden, wo Sie einem Meister der Samenkunsthandwerks zuschauen können: Sven Åke Risfjäll stellt hier in der Storgata 8 seine Exponate aus und es zahlt sich aus...

Von Vilhelmina fahren Sie weiter Richtung Storuman jetzt wieder auf der Str. 45. Kurz vor Storuman nach einer Rechtskurve auf der rechten Seite sehen sie eine Njalla das ist eine samischer Vorratshütte auf einem Baum auf einem großen Parkplatz. Hier stehen bleiben und Kaffee trinken am Fluss. Hier gibt es ebenfalls einen Laden mit interessanten Dingen. Wenn Sie Bilder interessiert sind so haben die Leute hier wenn Sie Glück haben, lappländischen Szenen und Landschaften, die ich eigentlich nur dort gesehen habe. Der Künstler heißt glaube ich Panzer oder so ähnlich, auf alle Fälle malt er Wolfsrudel und solche Sachen, dass einem der Atem wegbleibt. Der Inhaber ist eigentlich Silberschmied und ich habe einmal eine Torrfura, das ist eine alte vertrocknete Silbertanne (würden wir sagen, dabei ist es eine Kiefer, die in den Urwäldern hier heroben stehen) aus Silber bestellt, und die habe ich heute noch auf meinem Schreibtisch stehen und immer wenn die Sehnsucht nach Nordschweden zu groß wird schaue ich sie an und freue mich und denke bald, bald ist es wieder so weit.

So, genug geplaudert. In Storuman können Sie Richtung Norwegen fahren!!! Also auf der E12 (das ist hier heroben eine ganz normale Strasse) bis Tärnaby. Hier haben Sie wieder Grund zum wandern: das Ryfjäll, den Atoklinten, den Gieravardo und sogar ein Stück auf dem Königspfad wenigstens zum Syterfjäll, wenn nicht sogar übernachten in einer der Hütten und bis zur Syterhütte vordringen. Auf dem Rückweg können Sie dann durch das Sytertal gehen und einfach dem Fluss folgen. http://www.schwedenoutback.com/kungsleden1.htm

Ansonsten gibt es in Hemavan gleich neben dem goldenen Kuppel einen Alpengarten mit einer ganz besonderen Blume, nämlich der Brudkulla nach dem Entdecker Gymnigritella runei, einer Hybridisierung aus Schwarzem Kohlröschen und Großer Händelwurz.

Als Münchner ist Ihnen sicherlich auch der Name Ingemar Stenmark ein Begriff, der kommt von hier aus Tärnaby.

Weiter geht es den Umefluss entlang Richtung Mo i Rana in Norwegen bis zur E6 auf der bleiben Sie und fahren Richtung Norden bis zum Abzweig nach Junkerdalen. Das sind etwa 110 km. Das Junkerdalen ist sehr schön und schon nach kurzer Zeit sind sie wieder in Schweden auf der Silberstrasse nach Arjeplog. Auf dieser Straße, die relativ wenig befahren ist tummeln sich rentiere und Elche, also ein bisschen aufpassen und Augen offen halten.

In Arjeplog, das liegt am tiefsten See Schwedens, dem Hornavansee 200 m an seiner tiefsten Stelle, gibt es ein interessantes Silbermuseum. Weiter nach Arvidsjaur da gibt es ein interessantes kleines Sträßchen den Uddjaur See entlang nach Mellanström und dann weiter durch die Einsamkeit nach Slagnäs den Storavansee entlang (falls Sie bisher noch nicht genug einsam waren, dann ist diese Strasse eine gute Methode um auszuprobieren, ob sie für die Lappsjuka, die Lappenkrankheit anfällig sind, das ist die Auswirkung der Einsamkeit, die auch ganz normale Schweden hier heroben in der Wildnis überfallen kann. Falls sie das aushalten, dann können sie getrost dran denken, hierher in den Norden zu siedeln :-)) wenn nicht, dann sind sie ganz sicher nicht allein mit ihrer Sehnsucht nach ein paar Menschen.

Von Arvidsjaur fahren Sie auf der 45er über Moskosel (schöner Rastplatz) Richtung Jokkmokk. In JOkkmokk können Sie ruhig drei vier Tage einplanen: Muddus Nationalpark ist ein "Muss", Karte gibt es im Tourismusbüro und hier gibt es auch eine schöne Fahrradrunde (damit Sie die Fahrräder nicht ganz umsonst mitgebracht haben) und zwar entdecken sie das Naturreservat Servi vom Fahrrad aus. Am besten fragen Sie nach der genauen Route im Tourismusbüro von Jokkmokk. In Jokkmokk übrigens unbedingt das Samenmuseum Ajtte besuchen, die haben auch sehr gut sortierte Bücher über Nordschweden und die Samen in ihrem Laden.

Von Jokkmokk sind es 117 km nach Kvikkjokk und wenn sie noch Zeit haben, fahren Sie den Lulefluss entlang bis Årrenjarka. dort auf einer Halbinsel liegt ein wunderschöner Campingplatz und da direkt am Saggatsee gibt es einige Wanderungen zu unternehmen: auf den Predigtstuhl auf der anderen Seite des Sees (der Campingplatzbesitzer bringt sie mit dem Motorboot hinüber) und auf der anderen Talseite den alten Fußweg nach Kvikkjokk.
Sie können auch mit dem Fahrrad nach Kvikkjokk fahren: http://www.schwedenoutback.com/arrenjarkr.htm (Rad fahren)
http://www.schwedenoutback.com/arrenjarkw.htm (wandern)

Falls Sie von Jokkmokk direkt nach Kiruna weiterfahren wollen, bleiben Sie auf der 45 er und kommen schließlich über Gällivare nach Kiruna. Von Kiruna fahren Sie durch das Tornetal (am gleichnamigen Fluss entlang) nach Haparanda. Eine interessante Alternative wäre von Gällivare nach Nattavaara von dort zum Polarkreis und dann am Rånefluss entlang nach Råneå. http://www.schwedenoutback.com/rane.htm

In Luleå gibt es eine schöne Kirchenstadt bei der alten Kirche in Gamla Luleå (also in der alten Stadt ein Stück außerhalb der eigentlichen Stadt.

Dann fahren Sie auf der E4 Richtung Süden bis Umeå http://www.schwedenoutback.com/ume.htm (Radfahren, sehr gemütlich)

Von Umeå nach etwa einer Tagesetappe mit dem Auto kommen Sie an die Hohe Küste, da heißt es wieder die Wanderschuhe anziehen: http://www.schwedenoutback.com/Hohekuste.htm und auch
http://www.schwedenoutback.com/HKR.htm (kleiner Ausritt gefällig?)

Was hier sehr schön ist der Klettersteig auf den Skuleberg. Falls Ihnen das zu anstrengend ist gibt es auch einen Sessellift hinauf. Hier unbedingt von der E4 abfahren zur Küstenstrasse und die kleinen Dörfer ansehen zwischen Örnsköldsvik und Kramfors.

Man verlässt die E4 hinter dem Skuleberg an einer Strassenkreuzung wo auf einem Haus rechterhand ein Riesenkleiderbügel hängt. Dort links ab Richtung Nordingrå (Sehenswerte Kirche). Schöner Campingplatz in Norrfällsviken. Unbedingt ansehen: Café Mannaminne und vor allem die Villa Fraxinus mit ihrem botanischen Garten.

Sie überfahren immer wieder die großen Flüsse Nordschwedens auf gigantischen Brücken, die spektakulärste ist wohl die Höga Kusten Bron.

Falls Sie bis hierher noch keinen Elch gesehen haben (was ich mir nicht vorstellen kann) so schauen Sie bei Christer Johansson und seinem Haus des Elchs vorbei: http://www.schwedenoutback.com/Elchfarm.htm Das liegt nur ein paar Kilometer von der E4 entfernt und zahlt sich aus.

In Sundsvall gibt es ein interessantes Heimatmuseum wo die Zeit als das grüne Gold also das Holz noch geflößt wurde gut nachgestellt ist.

Ich kann mir vorstellen, dass Sie es jetzt schon ziemlich eilig haben werden in den Süden, daher nur noch ein kleiner Tipp: Gävle. Eisenbahnmuseum und vor allem der Abzweig nach Skutskär und vor allem Älvkarleby am Ufer des Dalälvens, des wohl mächtigsten Stroms Schwedens. Toll die alte Holzbrücke Carl XII. und das Lachsmuseum, wo sie die Entwicklung der Fische vom Rogen bis zum fertigen Lachs nachvollziehen können.

Nächste Stadt wäre Uppsala mit dem Dom und dann kommen Sie nach Enköping wo vor allem das Schloss Skokloster einen Besuch wert ist: http://www.schwedenoutback.com/skokloster1.htm

Dieses Schloss und das Schloss tidö in Västerås sollten Sie gesehen haben. http://www.schwedenoutback.com/tid%F61.htm

Ich denke die Gegend südlich von Stockholm kennen Sie bereits zur Genüge, daher schließe ich hier und hoffe, Sie können sich jetzt ein Bild von dem machen was Sie erwartet.

Ich wünsche ihnen viel Spaß bei den Vorbereitungen und falls Sie weitere Fragen haben bin ich jederzeit für Sie da.

Mit den besten Grüssen nach München

Eduard Nöstl
www.schwedenoutback.com

Last Updated: Donnerstag, 4. September 2008
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