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Umeå/Västerbotten


Mit dem Fahrrad

in und um Umeå

 

Für uns sind zwei Sachen wichtig: Wir wollen Schwedenurlaubern zeigen, dass es möglich ist, einen preiswerten Urlaub hier zu verbringen und wir möchten auf die Möglichkeiten aufmerksam machen, die es gibt, wenn man die Gepflogenheiten des Landes annimmt und so Urlaub macht, wie das Land am besten gerüstet ist. Die Übernachtungsform der "Stugor", also der Blockhütten, der Ferienhäuser, ist eine davon. Mit einer "Stuga" als Basis lässt es sich nämlich ganz toll wandern und radfahren und am Abend vor dem offenen Kamin herrlich entspannen. Küche und Dusche sind bequem und machen den Urlauber fast autark.

von Eduard Nöstl


Umeå ist die schwedische Stadt mit der höchsten Lebensqualität. Das allein schon wäre Grund genug, sich diese Stadt einmal näher anzusehen. Was macht Lebensqualität aus? Wie richtet sich eine Stadt nach den Bedürfnissen der Bürger? Wie können wir als Besucher davon profitieren? Die Antwort auf diese Themenkreise finden Sie in den folgenden Zeilen.


UMEÅ - Kleine Stadtchronik:

3000 v.Chr.: Bei Norrfors sind Felszeichnungen gefunden worden, die von einem Jägervolk stammen, das vor 5000 Jahren hier gelebt hat.
14. Jahrhundert: Umeå ist eine katholische Gemeinde
1526: Umeå wird auf Königsedikt hin protestantisch
1588: Umeå erhält die Stadtrechte
1622: Umeå wird neuerlich gegründet, diesmal von Gustav II Adolf
1714: Umeå wird von russischen Soldaten gebrandschatzt
1809: Neuerliche Belagerung durch russische Truppen. Die Kämpfe um Umeå sind die letzten Kriegshandlungen auf schwedischem Boden.
1888: Ein verheerender Brand legt Umeå in Schutt und Asche. Danach wird Umeå wieder aufgebaut und mit breiten Strassen ausgerüstet, die mit Birken, die gegen die Verbreitung von Feuern schützen sollen, bepflanzt werden.
1963: Umeå erhält eine Universität
1999: Umeå hat ca. 104.000 Einwohner, davon 25.000 Studenten
Von der schwedischen Tageszeitung Dagens Nyheter wird Umeå 1990 zur "attraktivsten Stadt Schwedens " erkoren und vom Magazin Månadens Affärer als "Stadt mit den besten Arbeitsbedingungen" bezeichnet.
Wir können uns diesen Urteilen nur anschliessen und möchten Umeå zur fahrradfreundlichsten Stadt Schwedens erklären. In keiner anderen Stadt, weder grösser noch kleiner ist ein derart vorbildliches Netz von Fahrradwegen zu finden. Ausserdem ist Umeå Fritid, also die Kultur- und Feizeitverwaltung exemplarisch bei der Beschilderung und Kennzeichnung von Grillplätzen, Freizeitgestaltung und anderen Diensten für Bürger und Besucher Umeås gleichermassen. Von dieser Stadtverwaltung im Dienste ihrer Bürger  können sich Verwaltungen ganz Europas eine Scheibe abschneiden.


RUND UM DEN NYDALASEE

Gleich nach Bezug unseres Hüttchens ist noch etwas Zeit. Wir wollen die Gegend erkunden. Um es gleich zu sagen: auch für uns ist Umeå Neuland. Wenn man Schweden liebt, so hält man sich an die Natur und schlägt einen Bogen um jede Stadt. Doch auf dem Rückweg von Lappland hat es gerade gepasst und der Tagestrip von Årrenjarka bringt uns nach Umeå.

Normalerweise vermeiden wir die grossen Durchzugsstrassen, doch heuer ist die Inlandsstrasse nördlich Östersund in einem ganz schlechten Zustand, wie wir bei der Reise in den Norden feststellen mussten. Kilometerlange Strassenarbeiten mit riesigen Schlaglöchern, sechzehn Kilometer am Stück, das ist zu viel für unser altes Auto. Daher haben wir für den Rückweg die E4 von Luleå nach Stockholm gewählt, wodurch wir in Umeå gelandet sind.

Umeå Camping liegt am Nydalasee und was liegt da näher, als gleich die Fahrräder hervorzuholen und den See zu umrunden? Ein schöner breiter Radweg führt direkt vom Campingplatz zum See und an diesem entlang. Man kann sich nicht verfahren, an der "Umelagun" mit den grossen Wasserrutschbahnen vorbei, linkerhand der Wald rechts der See.

Haus am NydalaseeDie ersten fünfhundert Meter führen an kleinen Sommerhäusern vorbei, die ziemlich alt sind und daher mit viel Liebe und Sorgfalt gepflegt sind. Detaillierte Holzschnitzereien und schöne Gärten geben einen ersten Eindruck von einem gepflegten Dasein der Bürger dieser Stadt.

Grillplätze und Angelstellen sind gut gekennzeichnet und mit Holzverschlägen und ausreichend Holz sowie geleerten Abfallsäcken ausgerüstet. Wenn man viel in Schweden herumfährt, dann kriegt man einen Blick dafür, ob den Verwaltungen etwas an der Beurteilung ihrer Bürger gelegen ist oder nicht. Hier in Umeå  fällt uns auf, wie gross und gut beschildert die verschiedenen schönen Plätzchen sind. Alles wirkt frisch und gut in Schuss.

Einige Radfahrer kommen uns entgegen, auch einige Jogger. Auf einer Tafel steht geschrieben, welche Fische hier alle zwei Wochen ausgesetzt werden. Forellen, Äschen und Renken, Hecht und andere sind sowieso vorhanden. Hier stossen wir auch auf zwei Jugendliche, die mit ihren Mopeds hergekommen sind, um ihrem täglichen Hobby zu frönen. "Gestern haben sie angebissen, dass es eine Freude war," meinte einer von ihnen.

Über eine schöne Holzbrücke führt der Radweg über den Bach Kohlbäck zurück. Im Schilf tummeln sich Enten, die Sonne steht, obwohl es bereits nach zehn Uhr am Abend ist, noch hoch am Himmel. Kurz vor dem Campingplatz ist linkerhand ein kleiner Bauernhof mit einem Streichelzoo.

Diese zwölf Kilometer lange Runde eignet sich auch sehr gut für einen Nachmittagsspaziergang.


EINE REISE IN DIE VERGANGENHEIT:

Heute radeln wir ins Zentrum von Umeå. Wir haben uns den Besuch des Gammlia Museums vorgenommen, das ein sogenanntes "Länsmuseum" ist, also für ganz Västerbotten einschliesslich Südlappland die Geschichte heraufbeschwört. 

In der Rezeption des Campingplatzes holen wir uns die Fahrradkarte für Umeå, auf der alle Fahrradwege eingezeichnet sind. Vom Campingplatz sind es 6 km in die Stadt. Wir bleiben gleich auf der Mariestråket , einem rot markierten Radweg, kommen an der Bethelkirche vorbei und fahren mit dem Wasserturm als Richtmarke Richtung Stadtzentrum. Nach ungefähr vier Kilometern geht es bergab und hier kriegen wir bereits einen Eindruck von der breite der Strassen und den schmucken Holzhäusern, die einen Grossteil von Umeås Charme ausmachen.

Nach dem verheerenden Brand 1888 wurden die Stadtviertel durch breite Strassen getrennt, die wiederum mit Birken bepflanzt wurden. Birken sind die Bäume, die enorme Mengen Wasser speichern, mehrere hundert Liter, und sich also ganz hervorragend als natürliche "Feuerwehr" eignen. Eine Folge jenes Brandes ist auch die Einrichtung, dass jede Familie in Umeå gratis so viele Birken erhält, wie sie will, die sie im Garten pflanzen kann.

Die Östra Kyrkogatan ist es, die sich uns in strahlendem Sonnenschein und in wunderschönen angenehmen geschmackvollen Pastellfarben darbietet. Sie gleiten wir bis zur Statoil Tankstelle entlang um dort links Richtung Haga abzuzweigen an der Volkswagenwerkstatt vorbei bis zum Freilichtmuseum Gammlia zu fahren.

Das Museum Gammlia ist in den Zwanzigerjahren entstanden und sollte eigentlich ein grosser Volkspark werden. Gammliavallen mit der Sporthalle ist ein Rest dieses hehren Gedankens. In den Fünfzigerjahren wurde das Freilichtmuseum Realität.

Uns interessiert vor allem die landeskundliche Abteilung des Museums, da uns diese mit einer wirklich umfangreichen und gut und pädagogisch aufgebauten Abteilung über Samen (Lappen) und die sogenannten Neusiedler, also Schweden, die in den Weidegebieten der Samen sesshaft wurden, interessiert.

Es ist nämlich nirgends richtig dokumentiert, wie das Verhältnis dieser beiden Bevölkerungsgruppen in den Anfängen wirklich war. Wir können uns nur schwer vorstellen, dass sich die Samen ohne Gegenwehr angesehen haben, wie Bauern ihr Land urbar machten und sie selber und ihr Lebensraum immer weiter eingeschränkt wurde. Eine Entwicklung, die ihren Höhepunkt im Ausbau der Staudämme der grossen Flüsse gefunden hat.

Doch auch hier im Museum, um es gleich vorwegzunehmen, ist nichts wirklich Neues zu diesem Problemkreis zu finden. Andererseits sind die Ausstellungen zu den Samen sehr umfangreich und gut fundiert, also durchaus empfehlenswert, wenn man sich für diese Volksgruppe interessiert.

Vor allem die Lebensbedingungen der Samen dürften alles andere als wildromantisch gewesen sein, sondern sehen eher nach harter Arbeit, Mühsal und Entbehrungen aus, wenn man sich die Bilder mit den Zelten und den harten Wintern ansieht.

Vielleicht wurden die Segnungen der Zivilisation von den Samen wirklich als Erleichterung empfunden und die Assimilation der Bevölkerungsgruppe ging wirklich problemlos über die Bühne. Es gibt ja auch kaum mehr reine Samenfamilien, die Samen sind besonders bei den schwedischen Frauen als Ehepartner recht beliebt.

Leider sind ausser einem Blatt mit allgemeinen Informationen keine Erläuterungen auf deutsch zu kriegen, was wirklich schade und eigentlich einer Stadt wie Umeå unwürdig ist.

Auf die Frage warum es denn keine Informationen auf Deutsch gäbe, kommt die etwas spitze Antwort, weil die Nachfrage zu gering sei. Nun, da beisst sich die Katze in den Schwanz, denn es obliegt doch wohl eher dem Anbieter, die Nachfrage zu schaffen, als dem Kunden, durch seine Anwesenheit zuerst für das Interesse zu sorgen. 

Aber auch ohne schriftliche Informationen kriegt der Besucher einen guten Eindruck über die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Nordländer. Überhaupt ist Gammlia unserer Erfahrung nach das schwedische Museum, das den relevantesten Eindruck über das Leben der Samen vermittelt.

Gleich neben der Samenabteilung befindet sich ein kleines Schimuseum, das den ältesten Schi der Welt zeigt und daneben die Entwicklung des Schisports von den Anfängen als Arbeitshilfe bis heute als Freizeitvergnügen und Rennsport.


RADAUSFLUG AUF DEM UMELEDEN I

Weidenröschen vor UmeflussUm es gleich zu sagen. Die Umgebung von Umeå kann sowohl mit dem Wagen als auch mit dem Fahrrad erkundet werden. Wenn immer möglich verwenden Sie das Fahrrad, denn die Fahrradwege führen grösstenteils direkt am Fluss entlang und die Fahrt wird so zu einem richtigen Erlebnis, während die wiewohl gut beschilderte Autoroute nur eine Autoroute von vielen ist. Man wird uns bei diesem Thema vielleicht der Voreingenommenheit zeihen können, aber wir finden, dass nur beim Radfahren die Natur mit ihren Blumen und verschiedenen Gerüchen so intensiv erlebt wird, wie sie es verdient und weshalb wir ja eigentlich hierher gekommen sind.

Die Länge schreckt vielleicht so manchen ab: 40 km, aber diese Route lässt sich leicht in zwei aufteilen. Und zwar kann man den ersten Teil der Route vom Zentrum über die Brücke in den Stadtteil Teg, von dort nach Röbäck, dann zur Umeå Trabrennbahn, von dort nach Backböle über die Brücke und wieder zurück nach Umeå nehmen und dann am zweiten Tag den - unserer Meinung nach erlebnisreicheren Teil angehen.

Der Radweg ist gut beschildert "Umeleden" und an allen sehenswerten Stellen sind Schilder auch auf Englisch und Deutsch angebracht, die erzählen, was hier im Lauf der Geschichte so vorgefallen ist.

Die Landschaft ist weit, Landwirtschaft überwiegt in Stadtnähe, erst ab der Trabrennbahn kommt Wald auf. Keine nennenswerten Steigungen, nur nach der Trabrennbahn wird der Radweg von den Trabern als Trainingsstrecke benützt, wodurch der Radweg zentimetertief aufgewühlt ist und das Radfahren so ziemlich unmöglich wird. Hier zahlt es sich aus, ungefähr fünf Kilometer auf die Bundesstrasse auszuweichen. 

Meist hat man einen schönen Blick über den Fluss, der hier an die hundert Meter breit ist. Heuhütten stehen auf den Wiesen und das Land wird weit und gross. Es ist immer wieder unglaublich, wie dünn Schweden besiedelt ist.

Bei Klabböle liegt das Energiezentrum, wo um die Jahrhundertwende eines der ersten Kraftwerke in Betrieb gegangen ist. Heute ist hier ein Freilichtmuseum, das wie meistens in Schweden sehr pädagogisch aufgebaut ist. Auf dem grossen Kinderspielplatz können sich die Kinder richtig austoben. Auf einer Insel im Fluss wurde ein altes Sägewerk aufgebaut.

Diese alten Sägen machen die für uns heute unvorstellbar harte Arbeit und die unmenschlichen Arbeitsbedingungen, unter denen die Menschen noch vor hundert Jahren geschuftet haben, so richtig nachvollziehbar. Es ist gut, dass es solche Museen gibt, um uns klar zu machen, wie froh wir über unsere Fortschritte sein können. Ich glaube, niemand, der seine sechs Sinne beinander hat, wird mit jener Zeit tauschen wollen.

In Klabböle ist auch die Aluminiumrinne zu sehen, durch die Holzstämme mehrere hundert Meter am Kraftwerk vorbei geflösst wurden. 150.000 Baumstämme wurden jährlich auf dem Umefluss geflösst. Bis so ein Holzstamm von den Bergen an der norwegischen Grenze bis zum Verschiffen in Umeå angekommen war, konnten oft bis zu zwei Jahre vergehen! Erst in den Siebzigerjahren dieses Jahrhunderts wurde das Flössen eingestellt.

Die Bilder zeugen von der gefahrvollen Arbeit der Flösser. Oft mussten die ineinander verkeilten Baumstämme mit Dynamit gesprengt werden, um den Fluss wieder frei zu machen. Dynamit wurde übrigens erst 1860 von Alfred Nobel erfunden.

Von Klabböle führt eine Hängebrücke über den Fluss nach Baggböle. Damit kann die Fahrt nach Umeå zurück angetreten werden. Ein kleines Detail noch: Am Hang steht ein Herrenhaus. Dieses wurde von James Dickson aus Göteborg gebaut. Der Ort heisst Baggböle.  Von den etwas anrüchigen Geschäftsgebarungen des James Dickson und seiner Kumpane zeugt heute noch der Ausdruck "baggböleri", womit nichts anderes bezeichnet wird als aus Geschäften mit einfältigen Bauern Vorteile herausschlagen.

Besagter James Dickson erbaute sich mit dem durch diese "baggböleri" erbeuteten Geld einen tollen Herrensitz in Tjolöholm südlich von Göteborg. James Dickson galt damals als einer der reichsten Männer Schwedens. (John Steinbeck hat zu diesem Thema einen schönen Beitrag geleistet: "The Winter of our Discontent", dieses Shakespearezitat heisst im deutschen Titel etwas lapidar: "Geld bringt Geld").

Auf dem Rückweg nach Umeå kommen wir an der Kirche von Backen vorbei, es gibt auch Kriegergräber aus dem finnischen Krieg 1808-09 zu besichtigen.

1588 wollte König Johan III hier eine Stadt gründen, eben Umeå. Da die Stadt hier heroben gelegen war, wurde nichts rechtes daraus und erst 1622 wurde Umeå dort, wo es jetzt liegt, also ein paar Kilometer weiter stromabwärts von Gustav II Adolf gegründet. Achtung: die Kirche ist aus uns unerklärlichen Gründen nur von 12-16 Uhr geöffnet.


RADAUSFLUG UMELEDEN II

Heute fahren wir auf dieser Seite des Flusses direkt vom Stadtzentrum den Radweg entlang dem Fluss hierher. Es geht immer neben dem Fluss entlang und diese Streckenführung ist eigentlich viel schöner und unterhaltender als auf der anderen Seite.

Gleich hinter Baggböle beginnt das Arboretum Nord. Eine wirklich sehr gute Idee eines Bürgers von Umeå. Er hat Pflanzen, Büsche und Bäume aus aller Welt hierher verpflanzt. So kann man asiatische, amerikanische und europäische Sträucher und Bäume hier sehen.

Von Sacchalin in Japan, aus Nordkorea, aus China, aus Kanada und Nordamerika. Ajan-Tannen, nordkoreanische Fichten, Kamtschatka Birken, alle gedeihen hier. Den Vögeln macht das auch nichts aus - sie zwitschern und umschwirren die Bäume, die von weither gekommen sind. 

Etwas weiter vorne macht ein Schild auf Petrus Kenicius Bothniensis aufmerksam, den ersten Bischof aus dieser Gegend, der es bis zum Universitätskanzler von Uppsala brachte und in Wittenberg und Rostock studiert hatte.

Wie oft im Leben liegen auch bei Peter Kenicius Freud und Leid nahe bei einander, so verbrachte auch er unter dem einen König eine Zeitlang im Gefängnis wegen ketzerischer Gedanken, während ihn der nächste König aus dem Gefängnis holte, rehabilitierte und mit Ehren überhäufte.

Gleich hinter Kåddis, wo eine einsitzige Seilbahn über den Fluss führt, mittels der man sich auf die gegenüberliegende Seite "hanteln" kann, kommen wir an Brännland vorbei. Brännland ist ein Überrest eines alten schwedischen Brauchs.

In früheren Zeiten hatte Schweden ein stehendes Heer. Den Soldaten wurde in Friedenszeiten ein kleiner Bauernhof zugeteilt. Die Soldaten nahmen denn auch oft die Bezeichnungen ihrer Gehöfte als Namen an. "Fromm" oder "Biber" sind Beispiele für solche "nome de guerre".

Hier in Brännland hatten Soldaten von 1680 bis 1904, als das stehende Heer durch ein Wehrpflichtigenheer abgelöst wurde, mehrere Bauernhöfe. Diese sind heute in ein, nach der Besucherzahl zu schliessen, sehr beliebtes Gasthaus umgewandelt worden.

Jetzt geht es ein paar Kilometer auf der Bundesstrasse nach Vännäs entlang, ehe wir bei einem Konsum wieder links abzweigen. Wer sich für Felszeichnungen interessiert, sollte allerdings noch zwei Kilometer weiter treten.

Die Felszeichnungen von Norrforrs sind vielleicht nicht so sehr als solche interessant, was uns aufregender vorgekommen ist, weil es unser ganzes Dasein in eine völlig neue Perspektive geschoben hat, war die sinnige Idee, auf dem Geländer, das diesen Weg zu den Felszeichnungen umgibt, rechter Hand Ereignisse, die für Schweden schwerwiegende Bedeutung hatten, linker Hand Weltbewegendes gegenüberzustellen.

Wie kurz und geballt nimmt sich doch unsere Geschichte in Europa aus, während die Entwicklung in Mesopotamien und im Mittleren Osten vor vielen tausend Jahren ihren Anfang genommen hat. Die Hamurabbischriften wären ein Beispiel Als diese entstanden sind, da war hier in Europa nichts, ausser vielleicht ein paar streunenden Elchen, während an anderen Stellen der Welt weitentwickelte Kulturen ihrem Höhepunkt zustrebten. Das regt zum Nachdenken an.

Dann geht es weiter zum Kraftwerk Norrforsen, immerhin das grösste Wasserkraftwerk Schwedens. Bevor wir dorthin kommen, wird der Fluss überquert. Ungefähr zwanzig Meter von der Brücke flussaufwärts ragt ein einsamer Pfeiler aus den Fluten. Das ist der letzte Rest der ersten Brücke über den Umefluss, die vor fast zweihundert Jahren von den sich zurückziehenden schwedischen Soldaten in Brand gesteckt wurde, um ein weiteres Vorrücken der russischen Soldaten zu verhindern.

Gleich hinter der Brücke erwartet uns die einzige, aber dafür sehr langgezogene Steigung auf dieser Fahrt. Durch Sörfors geht es dann schon leichter - es ist erstaunlich, wie gepflegt die Häuser sind. Und woher die Leute das Geld dafür nehmen. Im weiten Umkehr gibt es nämlich nichts. Keine Industrie, keine Niederlassungen, nichts.

Wehr am UmeflussAm Kraftwerk ist die Lachstreppe interessant, also hier springen die Lachse, die zum Laichen in den Vindelfluss ziehen, aber von der Staumauer des Kraftwerks gehindert werden, hinauf. Leider waren  bei unserem Besuch zwei der vier Generatoren des Kraftwerks durch einen Blitzschlag ausser Gefecht gesetzt, wodurch die Wehr geöffnet war und zehn mal soviel Wasser herunterdonnerte wie gewöhnlich. Dadurch konnten die Lachse nicht den Eingang zu ihrer Lachstreppe finden und daher war es nichts mit dem Lachsebeobachten.

Aber die brausenden Wasser des Umeflusses waren auch beeindruckend. Denn da kann man sich vorstellen, wie es früher ohne Staumauern ausgesehen hat. Die Überschwemmungen im Frühjahr und die reissende Gewalt der ungehemmten Wassermassen stellt man sich lieber nicht vor.

Ich bin an sich kein Freund von Eingriffen in die Natur - allerdings, wenn diese Natur zur alles bedrohenden Gewalt wird, die an einem Tag alles Menschenwerk, das in Generationen aufgebaut wurde, zunichte machen kann, dann erscheint mir eine Befriedung dieser Naturgewalten denn doch angebracht.  

Das eigentliche Kraftwerk liegt vier Kilometer stromabwärts. Ein Besuch im Kraftwerk zahlt sich aus, denn es erzeugt mit seinen 2 Milliarden Kilowattstunden jährlich ungefähr den Wochenverbrauch für ganz Schweden.

Fünfzig Prozent des schwedischen Strombedarfs werden durch Wasserkraft erzeugt, der Rest kommt aus der Kernenergie. Wind- und Sonnenkraftwerke spielen so gut wie keinen Rolle.

Führungen gibt es um zehn, fünfzehn und sechzehn Uhr. Die Besichtigung ist beeindruckend, nicht zuletzt weil das Wasser durch einen 75 Meter hohen Schacht an die Turbinen herangeführt wird. Allerdings stehen bei unserem Besuch zwei der vier Generatoren still. Das kostet das Kraftwerksbetreiber am Tag 600.000 Kronen (ca. 65.000 Euro), was einen deutschen Besucher zu folgender Bemerkung veranlasst: "Na, dann werden die Ingenieure ja wohl rund um die Uhr arbeiten".

Nach einem suchenden Blick durch den Raum, der menschenleer ist, meint er: "Wo sind eigentlich alle Leute, bei uns in Deutschland wäre es jetzt hier wohl voller Experten …" erhält er nach einem prüfenden Blick unserer Führerin auf die Uhr eine typisch schwedische Antwort: "Ach, wissen Sie, es ist ja schon halb vier und noch dazu Freitag, da ist niemand mehr da. Ausserdem sollten unsere Generatoren durch einen Blitzschlag eigentlich keinen Schaden nehmen".

Tja, wenn sich die Generatoren nicht an die Spielregeln halten, sind sie anscheinend selber schuld. Und zahlen wird letztendlich der Verbraucher, also der schwedische Steuerzahler. Warum also Überstunden machen, wo doch draussen die Sonne scheint und der Badesee lockt.

Von hier geht es geradeswegs nach Umeå zurück - ausser man bleibt an einem der vielen Grillplätze stehen und legt eine wohlverdiente Rast ein, schaut über den Fluss und lässt sich die Sonne auf den Bauch scheinen.

UMEÅ CAMPING

Tel: 090  16 16 60
Fax: 090 70 26 10www.umea.camping.se
e-mail: umea.camping@bfc.umea.se
Umeå Camping & Stugby
S-903 26 Umeå
Dorfvorsteher: Christina Gerhardsson-Åreblad

Anzahl der Blockhäuser: 54
Ausstattung: Kochnische, Wohnzimmer, 1 Schlafzimmer mit 2 Stockbetten. Bettwäsche mitbringen.
Lage: am Ortsrand von Umeå. Abzweig gut beschildert von E4
Grosser Sportplatz, Fussballplatz, Tennisplatz, Volleyball. Geheiztes Freibad ("Umelagun") in zwei Minuten. Gut markierte Joggingwege.
Wandermöglichkeiten: mittel, im Nahbereich des Campingplatzes gut.
Radfahrmöglichkeiten: ausgezeichnet, Radführer besorgen. ("10 cykelturer runt Umeå". Mit guten Skizzen)
Kinderfreundlich: ja, grosser Kinderspielplatz, Elektroautos
Grillplatz/Feuerstelle: ja
Hunde zugelassen: ja
Wird Deutsch gesprochen: ja
Ruderboote: werden vermietet
Fahrräder: werden vermietet
Angeln: ja, im Nydalasee. Angelkarte: Erwachsene SEK 30.- Jugendliche SEK 10.-
Lebensmittelgeschäft: ja, auf dem Gelände
Preis: SEK 550.- (€ 60.-) pro Person und Tag
Allgemeiner Eindruck: Grosser Campingplatz mit schöner Lage am Nydalasee und zum Wald. Schöne Spazierwege. Radweg direkt ab Campingplatz ins Stadtzentrum (6 km). 
Anfahrt: Von Stockholm auf der E4 630 km


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Last Updated: Donnerstag, 4. September 2008
Copyright 1999-2008 Dr. Eduard Nöstl

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