. Blitzcheck: . .. .

 

Fragen und Anworten:

1. Diesmal gehen wir zunächst so richtig ins Detail bei Fragen zu Strassenverkehrsordnung, Geschwindigkeitsbeschränkungen, Benzinpreis, Krankenschein, Mietwagen
2. dann geht es um Übernachtungshütten, die nichts kosten sollen und
3. um den Preis von gebrauchten Kanus.
4. Zuletzt kommt dann eine, wie wir hoffen, schöne Route von Trelleborg in den Norden bis Kiruna.


1. Björn schreibt:
Wie schnell darf man in Schweden auf Autobahnen, Landstraßen und in Orten fahren? Gibt es bei der Anreise im Auto Besonderheiten, die man beachten muß?

Autobahn: 110 kmh
Landstrassen: 90 kmh bzw. 70 kmh
Ortsgebiet: 50 bzw. immer öfter 30 in den Städten (z.B. Lund), ist aber ausgeschildert.

Geschwindigkeitsüberschreitungen: bis + 30 kmh ("nur" Geldstrafe), ab 31 kmh zu schnell ist der Führerschein weg.

Wegen der Besonderheiten: Mir fällt im Moment nichts ein, ausser dass in Schweden immer mit Abblendlicht gefahren werden muss. Auch am Tag und in der Mitternachtssonne :-)

Vielleicht noch, dass Polizei und Krankenwagen im Einsatz extrem schnell unterwegs sind. Für Einsatzfahrzeuge gelten anscheinend überhaupt keine Regeln. Das war und ist für mich immer wieder eine Überraschung. Die schwedischen Beamten sind sehr korrekt aber beinhart, da gibt es kein herumreden. Wenn Du nicht spurst, wirst Du auf die Wachstube mitgenommen und kannst da sitzen, bis Du schwarz wirst.

Ach ja, es will mir auch scheinen, dass viele Unfälle durch Leute entstehen, die zuerst ewig lange an Strassenkreuzungen warten und genau in dem Moment losfahren, wenn ein anderes Auto daherkommt. Aber das kann vielleicht ein subjektiver Eindruck sein. Trotzdem - bei einmündenden Nebenstrassen aufpassen :-)

Hier ist noch ein interessanter Hinweis von Wolfgang Winter aus Berlin gekommen, der genau zu Deiner Anfrage passt: Zum Strassenzustand http://www.vv.se
und ein zweiter Hinweis kam von Thomas Ebert über eine digitale Strassenkarte in Stockholm: http://www.map.stockholm.se/kartago

PS: Die schwedischen Strassen sind dermassen wenig befahren, dass Du genauso schnell bist, wenn Du Dich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen hältst, wie wenn Du in Deutschland voll in den nächsten Stau fährst.

"Reisen statt rasen", klingt zwar blöd, hat aber was für sich. Ausserdem sind die Elche unberechenbar. Wenn Du mal stehenbleibst, geh ein paar Meter neben die Strasse und schau hinter das nächste Gebüsch. Die Haufen Losung, die Du da siehst, sind von Elchen, die hier oft eine halbe Stunde stehen, und sich den Verkehr angucken, ehe sie sich entschliessen, doch noch die Strasse zu queren.

Gar nicht zu reden von den Rentieren, die in Rudeln auftreten und so ziemlich die absolut dümmsten Verkehrsteilnehmer sind, die es gibt, vielleicht nur noch von Fasanen übertroffen.. Zum Glück gibt's die Rentiere nur im Norden .... :-)

Wenn wir schon bei solchen Dingen sind, die sich nicht nach dem passenden Zeitpunkt richten, möchte ich nur ganz kurz auf die Frage des Krankwerdens eingehen. Ich wünsche nun wirklich niemandem, dass er im Urlaub krank wird oder den Arzt braucht, aber es ist immer gut, wenn man zumindest weiss, was ist zu tun, wenn das Unglück da ist. Da lässt sich auch der Schock gleich leichter bewältigen, wenn man etwas tun kann (und noch dazu das Richtige) als nur wie ein aufgeregtes Huhn im Kreis zu rennen.

Also: der Notruf ist wie in Deutschland auch 112. Da meldet sich eine freundliche Stimme und fragt was passiert ist. Da nicht alle Deutsch können, ist es gut, wenn man sich die wichtigsten Phrasen auf Englisch zurecht legt. Egal was passiert, immer wissen, wo man sich gerade befindet. Also die Adresse/Hüttenbezeichnung sollten Sie parat haben. Ebenso ausreichend mit Medikamenten, die Sie täglich nehmen und auch wissen, ob Sie und wogegen Sie allergisch sind.

Das ist die erste Frage des behandelnden Arztes, oder Zahnarztes. Noch vor dem Wegfahren von zu Hause einen internationalen Krankenschein bestellen, den in Schweden im Krankenhaus vorzeigen (man kommt immer ins Krankenhaus, es gibt kaum privat praktizierende Ärzte im Volksheim Schweden). Der Service ist sehr gut, es gibt keine unterschiedlichen Klassen in den Krankenhäusern. Die Rettung kommt überraschend schnell, auch auf dem Land, in Notfällen wird auch ein Hubschrauber eingesetzt. Angehörige können im Krankenhaus übernachten.


2. Stefan Moser schreibt: Mein Name ist Stefan und ich werde die nächsten 3 Monate studiumbedingt in Schweden verbringen. Ich hoffe aber innerhalb dieser Zeit immer wieder ein paar Tage Zeit für diverse Trekkingtouren zu finden. Nun habe ich gehört, daß vor allem in Norden und Mittelschweden Hütten zu finden sind deren Benützung für 1 oder 2 Nächte frei von Gebühren ist. Meine Frage daher: Stimmt das und wenn ja, gibt es eine Karte wo diese und/oder auch die kostenpflichtigen Hütten eingezeichnet sind ?

Hallo Stefan, danke für Deine Anfrage. Ist ja toll, was Du da vorhast. Wo wirst du studieren? Stockholm? Lund? Uppsala? Göteborg?

Ist wichtig, weil Du ein gutes Stück mit dem Zug/Bus/Flugzeug fahren musst, um in die Berge zu kommen.

Nehmen wir an, Du bist in Stockholm. Da kannst Du mit dem Nachtzug bis Östersund/Enafors fahren und lossausen. Jämtlands Fjäll ist sehr schön zum Wandern und da kriegst Du einen richtigen Vorgeschmack auf den Norden.

Das mit den Hütten; da bin ich mir nicht sicher, ob ich Dich richtig verstanden habe. Eigentlich sind die meisten Hütten, zumindest die bewirtschafteten STF-Hütten, kostenpflichtig. Andererseits wenn du Windverschläge meinst, die an den Weitwanderpfaden aufgestellt sind, die sind natürlich gratis. Und auch so manche Hütten, wie z.B. auf dem Bergslagswanderweg oder im Muddus Nationalpark, oder auf dem Norgefahrerpfad,>>> Moment! Klar! Genau! Die wirst Du meinen :-) ))

Alles klar! diese Hütten sind auf den Wanderkarten als Unterstandshütten eingezeichnet. Da gibt es Tisch und Bank und einen Ofen. Wenn Du z.B. Vemdalen liest, dann sind die Hütten, von denen in dem Bericht die Rede ist, solche. Oder auch bei der Kanutour auf dem Åmansee.

Prinzipiell gilt: Je weiter im Norden desto besser die Ausrüstung und die Ausstattung (winterfest, meistens mit Holzvorrat). Schlafsack bringst du mit. Keine Decken! Unbewirtschaftet. Meist ist Wasser daneben. (wie Du ab, sagen wir, Östersund oder überhaupt im Fjäll immer das Wasser problemlos trinken kannst). Selten Leute.

Ja, also um Deine Frage zusammenzufassen. Die Hütten gibt es und sie sind auf den Wanderkarten von Lantmäteriet (Z1, A6 etc.) eingezeichnet.

PS: Schweden gehen übrigens oft mit einem kleinen Zelt.

3. Aus Freiburg kommt folgende Anfrage: Günstige Reise nach Lessebo für 2 Erwachsene und 3 Kinder mit der Bahn, hin und zurück? Ein Quartier haben wir schon.

Hallo Freiburg,
hier kommt ein Hinweis für Eure Reise nach Lessebo.

Fahrpläne gibt es bei:
www.samtrafiken.se auch auf Englisch. Ausgangsbahnhof und Zielbahnhof eingeben, dann kommen automatisch die günstigsten Zug/Busverbindungen.

So zum Beispiel von Malmö nach Lessebo wäre 9.15 ab Malmö an Lessebo 11.10, einmal umsteigen in Alvesta in den Zug nach Kalmar Abf. 10.36 Uhr.

Das war der leichte Teil. Schwieriger wird es mit den günstigen Preisen. Denn die gibt es. So fahren z.B. 2 Kinder bis 15 in Begleitung eines Erwachsenen gratis. Jugendliche von 16 bis 25 fahren stark verbilligt.

Es fragt sich also, ob Ihr nicht am günstigsten mit einer Fahrkarte von Deutschland aus fahrt. Denn die grosse Ersparnis kommt sicher mit der deutschen Familienkarte, speziell wenn es sich um eine so weite Reise handelt.

Falls Ihr direkt mit SJ (Schwedische Eisenbahngesellschaft) sprechen wollt, ist die Tel. nr. 020-757575.

Es tut mir leid, dass das etwas länger gedauert hat, ich hatte anscheinend Probleme, Euren Text zu verstehen. (Habe gesehen, ich habe nochmal nachgefragt, woher Ihr fahren wollt und womit, obwohl Ihr geschrieben habt aus Freiburg und mit der Bahn. Tut mir leid, aber mir passiert das öfters :-)

Auf alle Fälle habt Ihr jetzt eine Möglichkeit, die beste Verbindung herauszusuchen.

4. Hallo Ed, vielen Dank für Dein "E-zine". Ich habe zum erstenmal auf Eure homepage geschaut und bin begeistert! Viele tolle Photos und interessante Infos. Ich bin schon ein alter Hase und bin mindestens dreimal im Jahr in Schweden (Sommerhaus in Röshult, Nähe Bolmen). Ich genieße das paddeln im Kajak auf dem See Unnen, und doch bin ich auf der Suche nach einer Möglichkeit einen gebrauchten Kanadier, aus Alu zu erstehen. Kannst Du mir da weiterhelfen? Gibt es einen entsprechenden Laden in Lund oder sollte man besser direkt nach Tingsryd fahren? Werden Kanadier von den Bootsvermietungen verkauft und was muß man etwa dafür bezahlen? Bislang hatte ich kein Glück.

Hallo Klaus,

vielen Dank für Deine freundlichen Zeilen. Wenn sie von einem "alten Hasen" kommen, wiegen sie doppelt :-)

Ich habe gerade mit Sven vom Kanucenter Djupadalsmöllan gesprochen, der Kanus verkauft. Neue kosten SEK 7.800 (€ 800.-) und gebrauchte um die SEK 3.000 (€ 350.-). Das sind norwegische Kanadier aus Kunststoff für drei Personen.

Sven sitzt ja hier in der Nähe von Lund, das hätte den Vorteil, dass Du bloss vorbeifahren brauchst, wenn Du auf dem Weg zum Bolmen bist. Sven hat Tel. +46 (0)435 770041 oder Anrufbeantworter, und Handy: 0046 0705430041. Bei Sprachproblemen helfe ich gern aus.

Bei Vildmark i Värmland (Torsby) (Anders 0560 14040) soll ich nachmittag noch einmal anrufen. Ich halte Dich auf dem laufenden.

Beim Arvika Kanucenter werden Alu-Kanus manchmal gebraucht im September, also nach der Saison, verkauft. 0570 182 45 Ralph oder Tom.

Christer von Silverlake Canoeing, Tel. 0531-121 73 in Bengtsfors, Dalsland, hat gemeint, er habe zwar nichts auf Lager im Moment, aber er hat Alu-Kanus, und die verkauft er gebraucht um ca. SEK 5000.- (ca. € 550.-), neu kosten Sie ungefähr 10-11.000 Kronen (€ 1200.-). Allerdings kauft auch er sie in Tingsryd. Es zahlt sich sicher aus, bei Silverlake noch einmal nachzufragen, wenn es aktuell wird.

Also wie es im Moment aussieht, fährst Du vielleicht für ein neues Alukanu direkt in die Fabrik nach Tingsryd und ein billiges, aber voll intaktes Plastik-Kanu kriegst Du günstig hier in Lund.

5. 1.Friedhelm schreibt: Ich reise mit dem Wohnmobil von Köln aus an, und werde entweder über Kopenhagen (Dänemark) nach Malmö fahren - oder mit der Fähre von Puttgarden nach Rödby übersetzen.
Danach habe ich vor über Stockholm in den Norden Schwedens über die Ostküste zu gelangen. Ich bin interessiert an Kunst, Kultur und guten Restaurants. Die Reisezeit wird zwischen dem 15.07.-und dem 30.08.2000 liegen. Mein Fahrzeug ist auf Dieselkraftstoff angewiesen und ich beabsichtige auf Campingplätzen
zu übernachten. Über einige Anregungen und einen Routenplan würde ich mich sehr freuen.
5.2.Kim schreibt: Wir möchten Schweden im Auto mit dem Zelt erkunden und dabei gleich auch Bekannte in Brömölla besuchen. Ankunftsort in Schweden wird wohl Trelleborg sein, da wir mit dem Auto unterwegs sind interessiert mich auch was der Liter super in Schweden kostet. Natürlich wollen wir einige schöne Natursehenswürdigkeiten sehen und möglicherweise auch campen grillen fischen und so. So ist bis lang jedenfalls die Planung. Habz ihr einige Ideen oder Anreize was man unbedingt in Nordschweden gesehen haben soll??
5.3. Stefan fährt nach Ullånger an der Hohen Küste: Ich suche nach einer interessanten Route um nach Ullånger zu gelangen. Da ich bis jetzt hauptsächlich West-Schweden bevorzugt habe um in den Norden Schwedens zu kommen (weil dies meiner Meinung nach die schönere Strecke ist), möchte ich nun mal wieder in Ost- Schweden eine Strecke fahren. Kennen Sie eine interessante Route? Mich interessiert die Natur Schwedens, aber ich mag keine "Touristenstrecken". Können Sie mir weiter helfen?

Vielleicht zuerst ein Wort zu den Spritpreisen:
Am 28. August 2008 hatte Statoil, das ist das Tankstellennetz das meiner Meinung nach am flächendeckendsten ist und vor allem auch für Touristen guten Service bietet (Lebensmitteln, Karten, Telefonieren mit Kreditkarte oder Telefonwertkarte (Preise von SEK 120, 60, 30) etc.) oft rund um die Uhr, sonst oft bis 24.00 Uhr geöffnet, folgende Treibstoffpreise: 1 Liter Dieselkraftstoff: SEK 13,80. 1 Liter Super (98 Oktan) SEK 13,24 und ein Liter Normalbenzin (95 Oktan) SEK 13,24, es besteht also kein Preisunterschied zwischen Super und Normaltreibstoff.

Das ist doch schon einmal erfreulich. Für Besitzer älterer Modelle: Seit ein paar Wochen ist die Regelung wie in Deutschland, das heisst, für Autos ohne Katalysator muss ein extra Zusatz besorgt werden.

Noch etwas vielleicht nicht ganz unwichtig für Urlauber, die mit dem Flugzeug anreisen und sich hier ein Auto mieten wollen: Statoil, aber auch Europcar und die anderen grossen Autovermieter haben spezielle Sommerpreise, die vom 16. Juni bis 14. August gelten. Freie Kilometer und Fixpreise pro Woche. Ein Lupo kostet z.B. 3 Tage SEK 1195.- (€ 150.-) eine Woche SEK 1995.- (€ 200.-) Ein Golf 3-Tage SEK 1430.- (€ 150.-) und eine Woche SEK 2.470.- (€ 250.-). Da ist alles mit dabei ausser der Benzin. Bei Statoil ist das ein bisschen anders, da muss irgendeine Versicherung extra dazubezahlt werden, aber im grossen und ganzen kommt unter dem Strich der gleiche Preis dabei heraus.

Doch jetzt wollen wir uns auf die Reise machen. Los geht's in Trelleborg, erstes Ziel ist Bromölla. In Trelleborg werden jedes Jahr Wikingerspiele durchgeführt. Da wird eine richtige Wikingerburg aus Holz vor den Toren der Stadt aufgebaut und dann wird eine Show abgezogen. Dermassen auf Schweden eingestimmt geht es gleich weiter nach Ystad mit dem netten alten Stadtkern, Badenixen und Neptune wird wohl eher der schöne Strand , gesäumt von Pinienwäldern, interessieren. Schöner Campingplatz und wie der Strand ist insofern angenehm, als es gleich tief wird, man also gleich schwimmen kann. Am Wochenende einige Leute, sonst eher kein Trubel. Ein Tip: Oben am Wald bleiben, Grill aufbauen, Bier kaltstellen und geniessen. Die Koteletts schmecken nie so gut wie am Strand von Ystad!

Weiter geht es auf der Küstenstrasse. Immer in Sichtweite vom Meer bleiben. In Kåseberga zu Ales Stenar runterfahren, das ist eine Schiffsetzung, die recht interessant auf einer Düne aufgebaut ist. Vor allem bei Sonnenuntergang recht malerisch. Durchaus beeindruckend. Für Behinderte eher schlecht zugänglich, da vielleicht hundert Meter auf Sandweg zu erklimmen. Dafür gibt es in dem kleinen Hafen einen Superhamburger mit: Heringsfilet. Auto parken, dem Geruch nach geräuchertem Fisch folgen und einen "Sillburgare" bestellen. Mit Remoulade und Cola ein Erlebnis am Strand verzehren und den Möwen zuschauen, Tang riechen und träumen. Und zweiten holen.

An Löderups Strandbad vorbeifahren und dafür die nächste Abfahrt Richtung Sandhammaren abbiegen. Einer der grössten Sandstrände Schwedens, echt schön zum Campen (Wasser mitbringen) und spielen, da der breite Sandstrand wirklich einladend ist. Das Wasser ist vielleicht ein wenig kühl, aber dafür erfrischend J

Von Sandhammaren bis Brantevik liegen die Strandbäder in einer Reihe, doch wir lassen den Strand rechts liegen und zweigen entweder bei Borrby oder Skillinge nach Glimmingehus ab. Glimmingehus ist eine Ritterburg mit einer sehr schönen und spannenden Führung durch ein Burgfräulein in authentischer Kleidung. Bemerkenswert das Plumpsklo, das wie ein Schwalbennest an der Burgmauser (in etwas 20 m Höhe) hängt.

Von Glimmingehus bis Simrishamn ist es nur ein kurzes Stück. Simrishamn war einmal der wichtigste Heringshafen von Schonen und hat daher einen netten Hafen, wer will und wem der Norden schon zu viel ist, kann flugs auf die Fähre nach Bornholm steigen.

Etwa dreissig Kilometer wieder die Küste entlang sind es bis Kivik, bekannt durch den gleichnamigen Markt, aber vorher noch, gleich hinter Simrishamn recht sein sehr schöner Strand mit malerischem Radweg. Nach Vik (Golfplatz, Obstplantagen, idyllisch).

Stenshuvud ist ein Nationalpark, bekannt für seine Küchenschellen, die hier wirklich haufenweise blühen, allerdings vielleicht nicht unbedingt im Sommer. Schöne Aussicht über die Ostsee, Vorsicht beim Baden wegen der Strömung, nicht zu weit hinaus schwimmen, sonst kommen Sie bei Polen wieder an Land.

In Kivik verlassen wir den Strand kurzzeitig und kommen nach Brösarp mit den "Brösarps Backar". Hier hat sich alles angesiedelt, was Rang und Namen hat, auch Abba-Benny hat sich ein Häuschen im Grünen hingestellt. Kurz nach Brösarp überqueren wir das Flüsschen Verkeån und sehe bereits den Ausläufer der Hügelkette Linderödsåsen, ein hervorragendes Radfahrgebiet, mit Degeberga als Stützpunkt.

In Degeberga gibt es auch den zweit höchsten Wasserfall Schonens (20 m), und gleich daneben den Forsakarhof ein Gasthof mit guter Küche. Zum Wasserfall sind es vielleicht zwanzig Minuten Verdauungsspaziergang. Schöne Klamm mit Bachstelzen und einem ganz seltenen Hirschkäfer, den es nur hier gibt. In Degeberga gibt es auch das einzige Hüttendorf Schonens mit Ferienhäusern, die einen offenen Kamin haben. Echt gemütlich.

Von Degeberga ein Stück auf der Strasse 19 entlang kommen wir an ein Schild Vittskövle 5 km. Diesem Schild folgen, denn das Schloss gleichen Namens ist es wert, gesehen zu werden. Immer noch in Privatbesitz, hatte es früher die grössten Stallungen für Araberpferde von Schweden. Sehr schöner Schlosspark. Von Vittskövle nehmen wir direkt Kurs auf Åhus und die Hafenpromenade. Spazierengehen, einkehren, vielleicht die Schnapsbrennerei besichtigen, wo der Absolut Wodka, der grösste Exporterfolg Schwedens überhaupt, gebrannt wird und dann entweder nach Kristianstad fahren und die Stadt besichtigen.

Kristianstad hat immerhin den tiefsten Punkt Schwedens aufzuweisen, 2 Meter unter dem Meeresspiegel, und mit seinem Wasserreich ein hoch interessantes Biotop, das man entweder erwandern oder bequem auf einem Flachboot mit anderen Interessierten befahren kann. Ein grosser See, der Hammarsee, liegt vor den Toren der Stadt und der Fluss Helgeå fliesst da durch.

Von Kristianstad ist es nur mehr ein Katzensprung nach Fjälkinge und dem Abzweig zur Hopfenstrasse um den Ivösee und das Schloss Bäckaskog. Übrigens waren Leser der Schwedenoutback News vor zwei Wochen da, sie hatten den Tip zur Hochzeitsreise nach Schloss Bäckaskog gelesen und schon war der Gedanke geboren, wenn schon nicht die Hochzeitsreise, so doch den dritten oder war es den vierten Hochzeitstag da zu verbringen. Es wurde, zum Glück für uns, ein voller Erfolg. Gernot und Kristin waren das. Da bin ich aber froh, dass es Euch gefallen hat!

Auf der Hopfenstrasse kommt Ihr dann an Näsum vorbei, wo aus eigenem Hopfen ein wirklich hervorragendes Bier gebraut wird, das in dem Lokal neben der Jugendherberge und der Hopfendalle (Hopfentrocknung) ausgeschenkt bzw. verkauft wird. Sehr ansprechend, hopfig und zart im Geschmack, leicht und süffig :-)

Den Abschluss der Hopfenrunde bildet Bromölla, das eigentlich zu Unrecht oft links liegen gelassen wird, es ist zwar nicht viel zu sehen da ausser dem Dinosaurierbrunnen, aber der Ort hat eine stolze Geschichte als Erzeuger der IFÖ Armaturen und Badezimmerkeramik, hat also die Zivilisation, oder das, was viele darunter verstehen, vorangetrieben und die Grenze zum Naturmenschen einen bedeutenden Schritt weiter nach vor geschoben. Das Kaolin für diese keramische Hochleistung wird übrigens von der Insel im Ivösee abgebaut und hierher transportiert. Gibt es anscheinend nur hier, daher die Fabrik :-)

Von Bromölla sind es gerade 10 km nach Sölvesborg, dem kleinen Ort an der Pukaviksbucht bzw. Hanöbucht mit dem Abzweig nach Norje Seebad und ein paar Kilometer weiter das Flüsschen Mörrumsån. Für alle Lachsangler ein Begriff. Sind Kinder mit von der Partie kann ein Besuch im Haus des Lachses durchaus eine willkommene Unterbrechung der Fahrt sein, vor allem, weil das Haus unter den Fluss hineingebaut ist und man durch das Fenster direkt die Fische von unten sehen kann. Hat man Glück, schwimmt gerade so ein meterlanger Lachs vorbei. Übrigens hat bereits König Valdemar II. in seinem Grundbuch aus dem Jahr 1231 festgehalten, dass "der Lachs aus der Mörrum wohl geschmacket".

Karlshamn hiess früher Bodekull, erst nach dem Frieden von Roskilde, als Blekinge an Schweden gefallen war, wurde es zu Ehren von König Karl X Gustav in Karlshamn umbenannt. In moderneren Zeiten ist Karlshamn vor allem für Liebhaber scharfer Getränke ein Begriff, da hier der "Carlsberg Flaggpunsch" destilliert wird - wussten Sie übrigens, dass das typische schwedische Donnerstag-Abend-Essen "Ärtsoppa med punsch" ist? Also Erbenssuppe mit Fleischstückchen drinnen und Punsch (im Herbst und Winter warm getrunken) und als Nachspeise Pfannkuchen.

Karlshamn hat ein modernes Hotel direkt im Hafen, davor einen schönen Gastgarten. Es ist vielleicht nicht jedermanns Sache, aber dieses Hotel ist irgendwie merkwürdig, vielleicht durch den Blick aus dem Fenster auf den Hafen. Die Gleise mit den leeren Waggons scheinen ins Nichts zu führen. Melancholisch und doch wieder das Fernweh anregend. Dagegen hilft nur eins: Das Ostseefestival, das im Juli ausgiebigst gefeiert wird.

Ruhiger geht es in Ronneby zu, zumindest im Sommer, denn da sind die Studenten, die hier Informatik studieren, irgendwo unterwegs. Ronneby war früher Kurort, hat sich wohl noch ein wenig vom Charme des Kurbades herüber gerettet, hat einen Golfplatz und gleich daneben das Restaurant "Putt Inn" mit Spezialitäten der Gegend vom Mörrumslachs bis zum "kroppskaka", eine Art Klösse mit einer wohlschmeckenden Füllung. Als Vorspeise empfehlen wir ein kleines Canapé mit leicht geräucherter Truthahnbrust, Mimosensalat und Cumberlandsauce. Darauf folgt als Hauptgericht filet in Butterteig mit einer Füllung aus Champignons, Zwiebelchen, Paprika und feinen Gewürzen. Dazu gibt's Bratkartoffeln und Pfeffersacue. Als Nachtisch Pfefferminzbirne und Vanilleeis.

Ronneby ist eben wieder im Begriff an seine frühere Bedeutung anzuschliessen. War doch der Ort früher Blekinges wichtigstes Handelszentrum.

Erst als Karlskrona gebaut worden war, einfach auf Befehl nämlichen schwedischen Königs, der bereits Karlshamn seinen Namen verliehen hatte, also als Karlskrona aus dem Boden gestampft worden war, ging dem König auf, dass eine Stadt ohne Einwohner nicht ganz seinem Ruhm entspricht. Also wurde den Bürgern Ronnebys nahegelegt dem König ihre Reverenz zu erweisen und sich mit Kind und Kegel in das damals mückenverpestete Garnisonsstädtchen aufzumachen. Doch erst nach zwei Jahren und nur durch das gute Zureden der königlichen Soldaten waren die Bürger Ronnebys dazu zu bwegen, ihr schönes Städtchen mit dem Hügeln Karlskronas zu tauschen.

Von alledem ist natürlich heute nichts mehr zu spüren. Karlskrona hat vor zwei Jahren ein ganz tolles Marinemuseum eröffnet das am Stumholmen liegt und das wirklich imposant anzusehen ist. Innen drinnen haben mir persönlich die Galeonsfiguren am besten gefallen. Einfach toll, wenn man diese überlebensgrossen Holzfiguren sieht, und sich die dazugehörigen Segelschiffe vorstellt.

Der Stortorget von Karlskrona soll angeblich der grösste Platz Europas sein, ob das so ist überlasse ich dem Besucher zu beurteilen, auf alle fälle stehen zwei interessante Kirchen da die Friedrichskirche und die Dreifaltigkeitskirche. Die Dreifaltigkeitskirche wurde dem Pantheon in Rom nachempfunden, und die Friedrichskirche wurde von Nikodemus Tessin dem Jüngeren erbaut, dessen Vater die Pläne für Schloss Drottningholm (oder war es das Königsschloss in Stockholm?) entworfen hat. Ausserdem sitzt der Stadtgründer Karl XI hoch zu Ross mitten auf dem Platz und passt auf, dass in der Stadt alles so abläuft, wie er sich das vorgestellt hat.

Von Karlskrona ist es nicht weit nach Kristianopel. Dieser Ort hat einen interessanten Namen (vom dänischen König) und ist vor allem für den Wandersmann interessant, denn hier beginnt oder endet der "Blekingeweitwanderpfad, der sich auf 200 km durch an Blekinge zieht. Von Boafall im Westen bis Kristianopel an der Ostsee. Elf Etappen gilt es zu bewältigen, einmal im Landesinneren, dann wieder an der Küste entlang. Schotterstrassen oder Saumpfade führen den Wandersmann durch den Wald, vorbei an lauschigen Buchen, dann wieder durch dichten Nadelwald und über Wacholder bewachsene Hügel.

Von Karlskrona wollen wir nicht schon wieder die Küste entlangfahren, das haben wir bereits mehrmals geschildert (www.schwedenoutback.com/Neuling2) sondern wir wollen durchs "Glasreich" nach Växjö. Emmaboda, Hovmanstorp, Lessebo sind Ortsnamen, die bei jedem Glasfreund tolle Assoziationen hervorrufen. In Lessebo gibt es überdies noch eine Handpapiermühle. (www.lessebo.se) In Hovmantorp beginnt ein sehr schöner Radweg um den See Rottnen herum. Von Emmaboda führt die Strasse 120 nach Tingsryd und weiter nach Urshult. Urshult liegt am See Åsnen und hat einen sehr schönen Campingplatz. Von Urshult führt ein sehr schönes Strässchen den Åsnen entlang also durch den See durch.

Von Växjö führt die Strasse 30 nach Jönköping. Wer einmal im Leben auf einer typischen småländischen Strasse entlang gleiten will, sollte sich diese ungefähr hundert Kilometer gönnen. Wer das gesehen hat, kann Südschweden abhaken :-)

Seen, Wald, noch ein See, Bauernhöfe von der kleinen Sorte, nicht so gross und prächtig wie in Schonen, sondern klein und - naja, sagen wir's, wie es ist: arm. Nicht mehr heute, da die meisten nur mehr als Sommerhäuser der Familie dienen, sondern zu dem Zeitpunkt, als sie erbaut wurden. Schweden war nicht immer ein reiches Land. Noch zur Jahrhundertwende war Schweden eines der ärmsten Länder Europas.

Doch immer schon war Schweden reich an dem, was wir heute Lebensqualität nennen: Platz, Wald, Seen, guter Luft. All das sehen wir auf unserer Fahrt von Växjö nach Jönköping. Und immer wieder Zeichen von Erfindungsgeist und zähem Eigensinn, wenn etwa in Lammhult mehrere Möbelfabriken stehen, wenn wir uns daran erinnern, dass der Gründer von IKEA, heute der weltumspannende Möbelkonzern, dass also Ingvar Kamprad hier in Småland in der Nähe von Älmhult aufgewachsen ist und schon in der Schule durch seinen nimmermüden Fleiss, sein Besitzstreben und seinen Erfindungsgeist aufgefallen ist.

Ein anderer grosser Sohn Schwedens, Carl von Linné, in Deutschland und überhaupt in Zentraleuropa vielleicht ein paar Naturwissenschaftlern oder Botanikern bekannt, hier in Schweden ein Begriff: "Gott hat die Blumen geschaffen und Linné hat Ordnung darein gebracht", heisst ein gern erzähltes Bonmot eines Kollegen des grossen Naturwissenschaftlers. Der karge Boden und die tiefen Wälder lassen den Menschen entweder untergehen oder sie spornen ihn zu Höchstleistungen.

Jönköping, Husquarna, Gränna, Von Gränna nach Ödeshög gibt es ein schönes Küstensträsschen ungefähr in der Mitte drei neu erbaute Ferienhäuser mit Superblick über den Vätternsee. Überhaupt erinnert diese Strasse mehr an den Gardasee in der unbekümmerten Liebreiz der Gegend als an karges schwedisches Nordland. Auch in Ödeshög halten wir uns die kleine Strasse 50 und fahren nicht auf die E4. Bei Alvastra sehen wir Reste der Mauern eines Klosters in einem Eichenhain, vom Ormberg haben wir eine Schöne Aussicht über den Vätternsee auf der einen Seite und den viel kleineren Vogelsee Tåkern auf der anderen. Dann kommen wir nach Vadstena.

Vadstena ist interessant. Interessant, weil die einzige Heilige Schwedens von hier herkommt. Birgitta, in Rom heilig gesprochen und begraben. Vadstena selbst wird das erste Mal 1260 erwähnt, als das Gut des Elav Jarl. Jarl ist ein altes Königsgeschlecht in Schweden. In Vadstena regierte die Familie Bjälbo hundert Jahre.

1346 wurde das Gut von König Magnus Eriksson und seiner Gemahlin Blanka der Birgitta Birgersdotter vermacht, die hier ein katholisches Kloster zu gründen gedachte. Im Jahr 1362 war es dann so weit. Die lang ersehnte Genehmigung des Heiligen Stuhls traf endlich ein.

1373 starb Birgitta in Rom. Ihre Gebeine wurden in dem Sarg, der heute noch zu besichtigen ist, hierher überführt.

1430 wurde die Klosterkirche eingeweiht und das Kloster entwickelte sich in der Folge und vor allem durch zahlreiche Schenkungen zu einem wirtschaftlichen Machtfaktor, der sich allerdings nur wenig später verheerend für das Kloster auswirken sollte.

Gustav Vasa, dessen grösster Ruhm es war, die Einigung Schwedens durchgezogen zu haben, stach die Macht der katholischen Kirche und der Klöster überhaupt ins Auge. 1595 wurde das Kloster geschlossen. Das Schleifen blieb ihm erspart, weil viele Töchter der vornehmsten Adelsgeschlechter Schwedens Klosterschwestern waren.

Die Klosterkirche ist heute noch interessant und wird von der schwedischen Staatskirche genützt. Sehenswert sind die vielen Holzstatuen in der Kirche. Bei Besichtigung der Kirche wird dem aufmerksamen Besucher auffallen, dass viele der schönen Holzfiguren leicht ramponiert sind: Da fehlt ein Arm, dort eine Nase, hier überhaupt das halbe Gesicht. Diese pro forma Misshandlungen sind eine Erinnerung an die Reformation, als sich in Ermangelung lebender Opfer die Wut des Pöbels an den Holzfiguren entlud.

Täglich um halb fünf Uhr Abends wird die Stille der Kirche und des Klostergartens durch den Gesang der Nonnen unterbrochen, die zu diesem Zeitpunkt ihre Vesper in dem nahegelegenen Kloster anstimmen.

Von Vadstena ist es nicht weit nach Motala und dem Göta Kanal. Askersund, ein malerisches Städtchen mit sehr schönem Blumenstück und imposanter Kirche, sowie einem guten Café auf dem ersten Platz links nach der Brücke. Örebro-Lindesberg-Kopparberg - geht es durch Bergslagen, also jenen Teil Schwedens, dem das Land seinen Reichtum verdankt. Heute sind die ganzen Hammerwerke und Erzgruben geschlossen. Nur mehr die Ortsnamen, auf - hyttan wie Guldsmedshyttan (Goldschmiedhütte) Garphyttan, Siggebohyttan, Grängshyttan, Grythyttan erinnern an die glorreiche Vergangenheit.

In Gillersklack gibt eine hübsche Feriensiedlung auf einem kleinen Berg. Sehr schöne und grosse Ferienhäuser. Desgleichen in Kloten, das zwischen zwei Seen liegt. Kopparberg - Grängesberg - Ludvika - Borlänge. Jetzt sind wir schon im tiefsten Dalarna und kommen über Leksand geradeswegs nach Rättvik am Siljansee. Wer Axel Munthe, den "Arzt von San Michele" mag, sollte hier in Leksand Ausschau halten nach Hildasholm.

Hildasholm liegt nördlich von der Kirche Leksand am Strand es Siljansees. 1910-11 von Axel Munthe, einer der wohl schillerndsten Gestalten Europas um diese Zeit erbaut. Mehr erdverbundenen Naturen sei ein Besuch des Volksstücks "Himlaspelen" nahegelegt, das seit 1941 hier in Leksand täglich vom 14.-23. Juli aufgeführt wird.

Viel wurde schon über Dalarna geschrieben und gesungen. Für viele ist es Schwedens schönste "Gegend". Und es stimmt: Gar lieblich ist es am Siljansee und die Menschen hier heroben sind denn auch so etwas wie touristische Experten geworden, wenn es das im ernsten Schweden überhaupt gibt.

Doch nirgendwo sonst im Königreich sind die Menschen so heimatverbunden und stolz auf ihre Tracht, Ihre Musik, ihren Dialekt wie hier in Dalarna. Speziell Rättvik und die Strasse am Siljansee entlang nach Mora ist eine Augenweide. Die alten Höfe, die Maibäume, die grün bewachsenen Inseln im Blauen See, der durch einen Meteoreinschlag vor 360 Millionen Jahren entstanden ist - alles trägt zu der Verzauberung bei.

Junge und junggebliebene Gäste werden gut daran tun, sich an einen der allabendlich stattfindenden "Logdanser" oder "Scheunentänze" an die mit Birkenreisig geschmückten Scheunen heranzupirschen, wo eine Musikkapelle aufspielt und sich die "sommerdamischen" Schweden ihrem kurzen Vergnügen hingeben. Nicht umsonst hat der Maler der schwedischen Frauen par excellence, Anders Zorn (1860-1920), hier in Dalarna sein Hauptquartier aufgeschlagen. Ein Museum gibt es in Mora, und auf der Strecke nach Älvdalen gibt es einige Stellen, die an ihn und sein Schaffen erinnern.

In Mora stellt sich dann die Frage: Orsa und der grösste Bärenpark Europas oder Natur und Kultur in Älvdalen. Naja, sind Kinder mit dabei, ist die Wahl klar: Die Bären sind auch zu putzig, wenn sie in ihren Gehegen umhertollen, ausserdem ist immer Nachwuchs da. Sie vermehren sich hier in Orsa wie die Karnickel.

Älvdalen hat ein sehr schönes, eher besinnliches Mittsommerfest auf der Schanze von Rot mit dazugehörigem Heimatmuseum. Einen kleinen Ausritt muss ich unbedingt empfehlen, auch für Leute, die einem Pferderücken sonst nicht viel abgewinnen können, und zwar aus dem einfachen Grund, weil es erstens nur im Schritt dahingeht, und weil hier eigentlich nicht das Reiten im Mittelpunkt steht, sondern wirklich die Umgebung.

Ich bin schon an vielen Orten geritten, aber nirgends hat die Natur einen derartig tiefen Eindruck hinterlassen. Es ist schwer zu sagen warum - jetzt in der Retrospektive steigen die Bilder der beiden Seen vor dem geistigen Auge auf, ungefragt, in den Ohren klingt der Lärm der unzähligen Vögel, dann umrunden wir den See und plötzlich tritt Ruhe ein und ein paradiesischer Winkel dieser Erde tut sich auf.

Ein Windverschlag mit Feuerstelle lädt ein, wir sitzen ab und obwohl wir eine recht ansehnliche Gruppe sind, verstummt jeder und das grosse Schauen hebt an. Der glasklare spiegelglatte See, ein paar Schwäne oder sind es Enten, ich kann mich nicht mehr genau erinnern, das Schilf, da, ein Windhauch fährt über das Bild hinweg, das Wasser kräuselt sich ganz leicht, die Pferde stampfen ein wenig , das ist aber auch schon das einzige Geräusch. Als wir wieder weiter müssen, habe ich, und sicher nicht nur ich, das Gefühl, aus dem Paradies vertrieben zu werden. Ohne Biss in den Apfel, also mit der ganzen Unschuld vor dem Sündenfall, einer Unschuld, die des Schauens und des Freuens fähig ist - und bleibt.

Von Älvdalen bei Rots Skans vorbei geht es nach Särna auf einer kleinen Strasse, zuerst den Fluss entlang und dann über einen Höhenzug, Låmgö Bruk, Ulvsjön und Olingskog sind drei Orte wäre zu viel gesagt, ein paar Häuser entlang des Wegs. Hier unbedingt Augen offenhalten. Auerhahn, Elch und vielleicht sogar Luchs sind hier zu erspähen.

Lillhärdal liegt am Orrmosee. Lillhärdal ist ein interessanter kleiner Ort, der sich seine Eigenart und Unscheinbarkeit erhalten hat, ohne gross von dem touristischen Trubel der Gegend um den Siljansee partizipieren zu können. Meiner Meinung macht gerade das den Charme des Ortes aus. Es ist nichts da, was einen verleiten würde, hier Station zu machen, und vielleicht gerade deswegen strahlt der Ort eine Ruhe aus, die wohltuend auf die Seele wirkt.

Eine Paddeltour auf dem Härjån, dem man kaum anmerkt, dass er fliesst, ein Ausflug zu den Hütten von Salixbyn, übernachten kann man entweder im Gasthaus oder eben in einer Blockhütte im Wald. Die Idylle pur, nur wenn man Pech hat, kommt gerade der reichste Mann Schwedens, Peter Wallenberg, mit seinem Hubschrauber und fliegt in sein Jagdhaus, zu dem nicht einmal eine Strasse führt. Aber wie früher der Adel so wissen eben heute unsere Milliardäre wo es schön ist.

Von Lillhärdal geht es weiter nach Sveg mit einem schönen Springbrunnen und jetzt sind wir im Norden. Sveg ist bereits Norden. Die Landschaft Härjedalen beginnt und damit die Weite, es wird merklich kühler, die Natur verändert sich, der Wald wird eine Spur karger. Das Liebliche Dalarnas, das wir noch ein letztes Mal auf unserem Ausritt in Älvdalen spüren durften, liegt endgültig hinter uns.

In Sveg kommen wir auch auf die Strasse 45, die Inlandsstrasse, die bis hinauf nach Jokkmokk führt. Wir fahren über Ytterhogdal (www.schwedenoutback.com/Ytterhogdal.htm) bis Rätansbyn und dann rechts ab auf der Str. 315 Richtung Ånge. Für diesen Wegabschnitt möchte ich Sie bitten sich richtig auszuschlafen und bereits vorab darauf einstellen, dass hier eine Genussfahrt anhebt. Rätan bis Kölsillre und weiter bis Ånge das ist eine Landschaft wie sie im Bilderbuch steht. Am Fluss Ljungan entlang, der sich immer wieder zu einem See erweitert, Wald wechselt mit fruchtbarem Weideland, es gibt so gut wie keinen Verkehr, weil die Autos entweder auf der E 14 unterwegs sind oder auf der 45er bleiben, ja, dieser knapp hundert Kilometer lange Streckenabschnitt ist eine Augenweide.

In Ånge kommen wir kurz auf die E14, fahren auch links ab Richtung Östersund, doch nur 32 Kilometer bis Bräcke, dort verlassen wir diese Querverbindung vom bottnischen Meer zum Atlantik bereits wieder und kurzen über Bispgården - Långsele - Sollefteå nach Kramfors und zum Fluss Ångermanälven, einem der mächtigen Ströme des Nordens, früher als Wasserstrasse für das Flössen benutzt, heute Stromlieferant.

Von Kramfors kommen wir nach Veda und können da auf der neuen Brücke ein wirklich imposantes Bauwerk, das der Golden Gate Brücke nicht viel nachsteht, an die Hohe Küste. Hier nimmt auch der Hohe Küste Weitwanderpfad seinen Anfang und was einige Tagesetappen zu Fuss bedeutet, erledigen wir mit dem Auto in einer halben Stunde. Wir sind in Ullånger.

In Docksta liegt ein nettes Hüttendorf, von Bjästa führt ein kleines Küstensträsschen nach Örnsköldsvik. (www.ornskoldsvik.se auch auf deutsch mit vielen guten Tips zum Sehen und erleben.)

Bis Nordmaling bleiben wir auf der E4, lassen uns nicht irritieren durch die vielen überlangen Holztransporter, sondern freuen uns über diese Wunder der Technik und ihrem ästhetisch-kraftvollen Gepräge. In Nordmaling geht es auf die kleine Strasse 353 nach Bjurholm zu Christer Johanssons Elchfarm. Weil wir noch immer nicht genug haben von den Tieren des Nordens fahren wir gleich weiter nach Lycksele, wo wir im Zoo Bären, Moschusochsen, noch mehr Elche, Rentiere, Luchs, Vielfrass und Bären sehen.

Von Lycksele geht es quer durchs Land zum Vindelfluss, bei dem wir in Mårdsele du den gleichnamigen Stromschnellen kommen. Hier unbedingt stehenbleiben und über die Brücken, die die rauschenden Stromschnellen überspannen, spazieren. Der Vindelfluss lässt erahnen, welch enorme Kraft die Natur und das Wasser, so ungezähmt, eigentlich hat. Immer wieder passiert es nach der Schneeschmelze, dass sich dieser Fluss ein neues Bett gräbt, da einen Heustadel mitnimmt, dort einen ganzen Wald dem Erdboden gleich macht.

Trotzdem wollen die Menschen, die hier wohnen nichts von einem Ausbau und einer Zähmung "ihres" Flusses hören, sondern sobald sich in Stockholm wieder einmal eine Stimme regt, die noch mehr Kraftwerke, noch bessere Verbindungen, noch mehr Geld für die Staatskassen spürt, steigen diese Menschen auf die Barrikaden und ketten sich an die Bäume, die am Fluss wachsen.

Von Mårdsele ist es nicht weit zu den Åmanseen und einer schönen dreitägigen Kanutour. Wir fahren weiter nach Norsjö und der längsten Seilbahn Europas, wenn nicht sogar der Welt, die Fahrt dauert wenn man will, einen halben Tag, die meisten Fahrgäste begnügen sich damit, zwei Stunden über die Wälder zu schweben.

Von Norsjö über Norsjövallen, Lillholmträsk, Åmliden, Rökå führt ein Strässchen ins ungefähr fünfzig Kilometer weit entfernte Kristineberg, einem jener unzähligen Bergwerke, wo fleissige Hände dem schwedischen Urgestein Gold, Wolfram Kupfer, Mangan, Quarzit etc. abringen., Nicht umsonst wird diese Gegend Schwedens "Goldreich", Guldriket genannt.

Kristineberg ist ein kleines Dörfchen in dem Gold, Silber und Kupfer geschürft wird. 1946 erschien dem Anders Jönsson tief unten im Schacht Jesus Christus und sofort wurde hier eine Bergmannskirche eingerichtet, die zu besichtigen ist. Passenderweise hat sich an der Wand des Kirchleins auch ein Jesusbild eingegraben, das heute fröhlich als "Wunder von Kristineberg" den staunenden Besuchern präsentiert wird.

Für die Ortsbewohner wichtiger ist wahrscheinlich die Prophezeiung "... so lange wie nur möglich werdet ihr von Mühsal verschont bleiben, denn Gott selbst hat seinem eingeborenen Sohn in Nordlands schimmernden Bergen eine Wohnung bereitet".

Von Kristineberg kann man über Malå auf einer winzigen Strasse über Lainijaur, Möttjärn, Rönnliden Baktsjaur und Grundträsk nach Aborrträsk kutschieren, doch sind dafür starke Nerven angesagt, denn hier heroben ist es einsam und so eine Fahrt durch die Wälder ohne Haus, ohne eine Seele, ja nicht einmal ein Auto zu treffen während mehrerer Stunden Fahrt ist nicht jedermanns Sache (doch ein einmaliges Erlebnis. Zähigkeit macht sich bezahlt, wie immer!).

Also lieber über Lillholmträsk nach Bäverhult und über Mensträsk nach Glommersträsk. Träsk bedeutet Sumpf, Moor, ist also nicht gerade ermunternd, doch im Sommer geht es. Im Herbst und vor allem im Winter ist eine Fahrt hier recht nervenaufreibend, vor allem wenn man ein Auto hat, das immer wieder spuckt und hustet und sich überlegt, ob es noch einen Kilometer weiter fahren soll oder nicht doch lieber den Dienst versagt. Bei halbem Tank auffüllen ist hier eigentlich schon empfehlenswert. Von Glommersträsk sind es ungefähr fünfzig Kilometer nach Arvidsjaur und bewohntes Gebiet. Von Arvidsjaur über Jokkmokk und Gällivare sind es nach Kiruna nur mehr etwa dreihundert Kilometer.

Gerade ist ein neuer Schweden-Führer von Lonely Planet erschienen und darin werden die Gruben von Kiruna als Schwedens beste Fremdenverkehrsattraktion gepriesen. Also dürfte sich eine Führung in der Erzgrube von Kiruna schon auszahlen. Ich selber habe im nahegelegenen Svappavaara und in Malmberget im Hochofen geschuftet, bin also vom Erz weitgehend geheilt, aber wenn alles andere Sehenswerte in Schweden vor den Gruben zurückstehen soll, dann will das sicher etwas heissen. Nur zu!

Zwischen Gällivare und Kiruna gleich hinter dem Fluss Kalixälven liegt Piilijärvi und das ist ein richtig nettes Dorf wo man bei Carina und ihren Eltern in Piilijärvi Camping (Tel. +46 980 320 12) www.piilijarvi.se einige Hüttchen mieten oder auch am Ufer des Sees sein Zelt aufstellen und am nächsten Tag mit dem Boot rausfahren und angeln kann.

Von Kiruna sind es etwa sechzig Kilometer nach Nikkaluokta und zum Königspfad oder zum Kebnekaise.

Für die Rückfahrt empfiehlt sich die Route über Pajala und den Fluss Torneälven nach Haparanda und weiter nach Luleå mit seiner schönen Kirchenstadt in der Altstadt. Kirchenstadt deshalb, weil früher die Bauern der Umgebung rund um die Kirche kleine Hüten errichteten, wo sie übernachten konnten, wenn sie zum Gottesdienst kamen. In Luleå gibt es auch ein sehr schönes Hüttendorf Arcos oder eine Jugendherberge von STF in Örnvik. Hier beschliessen wir unsere Nordlandreise für dieses Mal.

6. Ein Wort des Dalai Lama darf nicht fehlen: "Spend some time alone every day". Nun, das wird niemandem schwer fallen auf dieser Reise :-)


Last Updated: Montag, 1. September 2008
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