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Västerbotten

Bär, Elch und Vielfrass in Lycksele

Lycksele liegt am Umefluss, einem der majestätischen Flüsse, an denen Lappland so reich ist. Lycksele schmückt sich mit der Bezeichnung "Stockholm Lapplands", obwohl der Ort eigentlich eher das beschauliche Ambiente einer Kleinstadt vermittelt.

Von Eduard Nöstl


Drei wichtige Besuchziele hat Lycksele aufzuweisen: Das Forstmuseum mit dem angeschlossenem Maschinenmuseum, den Tierpark und - das Hotel Lapplandia mit der grössten Lappenkate der Welt.

Übrigens gibt es in der Einkaufsstrasse des Ortes mitten im Zentrum alles einzukaufen, was man auf der Nordlandfahrt brauchen kann. Filme, Lebensmittel, ein extra Paar Handschuhe, Gelsenschutzmittel oder eine Lederjacke. Auch das obligate Rentierfell wird im Domus angeboten und ist nicht einmal speziell teuer.

Nach einem schnellen Mittagessen in der grössten Lappenkate der Welt beim Hotel Laplandia geht es ins Forstmuseum. Das Forstmuseum ist vor allem deshalb interessant, weil das „grüne Gold" Schwedens, die Holz - und vor allem die Papierindustrie, noch gar nicht so alt ist. Ungefähr seit der Jahrhundertwende wird in Nordschweden Forstwirtschaft in grossem Stil betrieben.

Das Forstmuseum liegt am Gammplatz, das ist ein alter Sammelplatz der Ureinwohner, vielleicht zwei Kilometer flussaufwärts vom Hotel Lapplandia. Der Museumspavillon liegt auf einer Halbinsel im Fluss. Wie gesagt, die Forstwirtschaft ist noch nicht alt - und auch die Anfänge sind nicht sehr ruhmreich: Die Aufkäufer der grossen ForstgeselIschaften fuhren herum und kauften den armen Bauern ihre oft riesigen Waldareale um einen Spottpreis ab. Dafür durften die Bauern dann als Arbeiter im Wald Bäume fällen.

All das lässt sich anhand von Fotografien und Darstellungen in den Ausstellungsräumen nachvollziehen. Von der Küche im Bauernhaus bis hin zur Holzfällerhütte, wo sich oft zwanzig Männer auf kleinstem Raum den ganzen Winter aber drängen mussten. In diesen Hütten wurde es oft so kalt, dass die Haare der Männer an der Wand anfroren!

Füchslein im Zoo von LyckseleAuch die Technik war in den Anfängen alles andere als ein Honiglecken - die Bilder lassen nichts an Deutlichkeit zu wünschen übrig: Kaum zwanzig Zentimeter vom Boden entfernt wurde der Baum, Kiefer und Fichte vor allem, gefällt. Das bedeutete für den Holzknecht eine gebückte Arbeitsstellung den lieben langen Tag. Erst nach und nach kamen Motorsägen in Gebrauch - die erste wurde 1952 (!) verwendet und war 20 kg schwer. Heute wiegt eine gute Säge ca. 3 kg.

Jedem, der im Norden unterwegs ist, werden die überlangen Holztransporter auffallen, die mit ihren tonnenschweren Lasten mit Höchstgeschwindigkeit auf den oft leeren Strassen dahinbrausen. Das war nicht immer so. Früher wurden die Baumstämme zuerst mit Pferdeschlitten aus dem Wald zu den Sammelstellen am Fluss gebracht, und dann in die grossen Orte geflözt.

Ein paar Schritte vom Forstmuseum entfernt befindet sich das Maschinenmuseum. Auch hier steht das Holzfällen im Mittelpunkt. Es ist faszinierend, wenn man sieht, wie der Erfindungsgeist des Menschen den Unbillen der Natur und der menschlichen Unzulänglichkeit immer wieder ein Schnippchen schlägt. Und wie schnell die Entwicklung weitergeht, wenn erst einmal der Anfang gemacht ist! Vom einfachen Traktor bis hin zur modernen Forstmaschine, die ein Mann bedient und die alles kann, vom Fällen, Entrinden, Entzweigen bis zum Sägen des Stockes in richtige Längen und sogar in Bretter (!).

Immer wieder verlegt sich ein Mensch mit aller Energie aufs Erfinden und mit Fleiss, Zähigkeit und Geschick gelingt manchmal der entscheidende Wurf. Aus solchen Einmannbetrieben werden Firmen, aus den Firmen Fabriken und wenn das Patent abgelaufen ist, oder wenn der Erfolg ausbleibt, so wird die Fabrik wieder geschlossen und andere tragen die Fackel des Fortschritts weiter. Die Entwicklung bleibt nicht stehen.

Nach diesem Ausflug in die Welt der Maschinen tut ein Besuch im Zoo von Lycksele gut. Der Tierpark ist deshalb interessant, weil hier alle nordischen Tiere, also Elch, Fuchs, Luchs, Braunbär, Moschusochse, Bison, Wölfe, Rehe, Hirsche und sogar der scheue Vielfrass in Streichelabstand präsentiert werden.

Wir haben Glück und werden von Elis, dem alten Tierwärter, geführt. Bei den Rehen versucht er, mit Buchenzweigen die scheuen Tiere näherzulocken, doch vergebens.

Die Moschusochsen gehen sofort in Verteidigungsstellung über, die Jungen werden in die Mitte genommen und die Stiere gehen ohne Vorwarnung zum Angriff über. Elis wundert das nicht, er bemerkt nur: „Ja, zu denen gehen ich nicht gern hinein, die sind so unberechenbar."

Wenn man bedenkt, dass in den norwegischen Bergen solche viele hundert Kilo schwere Monster frei leben, kann man allen, die diese Tiere in freier Wildbahn sehen, nur den Rat geben: lauft, lauft, so schnell ihr könnt.

Auch vor den Bären hat Elis Respekt: "Die verziehen keine Miene, sondern schlagen zu." Kaum zu glauben, wenn ich mir Meister Petz ansehe, wie er sich wohlig die Nachmittagssonne auf den Bauch scheinen Iässt. Dagegen macht das Füchslein seinem Namen als Reineke alle Ehre, es kommt auch gleich angeschnürt und beäugt uns neugierig.

Die beiden Wölfe, ausgesprochen schöne Tiere und viel grösser, als man denkt, sind scheu. Und schnell. Immer wieder verstecken sie sich, sind aber nach ein paar lautlosen Sprüngen wieder da.

Die obligate Elchfamilie lässt sich durch nichts in ihrer Ruhe stören, während der Vielfrass ein recht unangenehmer Zeitgenosse ist, der auch schon mal Rehe und grössere Tiere angreift und dessen Spur man leicht mit der eines Bären verwechselt, so grosse Tatzen hat er. Ein äusserst tückisches Aussehen ziert den Vielfrass, was nicht zuletzt auf seine messerscharfen Zähne zurückzuführen ist, die er sofort und gern zeigt.

Der Besuch im Tierpark von Lycksele erweist sich als äusserst lehrreich, speziell für uns moderne Menschen, die durch die vielen Naturfilme im Fernsehen allzuoft dazu verleitet werden, die Tiere in der Natur als eine Abart der zahmen Haustiere anzusehen und mit einer unbeschreiblichen Blauäugigkeit gegenüberzutreten. Hier im Tierpark von Lycksele lernen wir die Natur und ihre Bewohner wieder respektieren.


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Last Updated: Dienstag, 2. September 2008
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