Västerbotten
Das
Wunder von Kristineberg
Kristineberg
ist ein kleiner Bergmannsort, wo Gold, Silber und Kupfer geschürft
wird. Der tiefste Stollen liegt heute 1000 m unter Tag. Nicht
nur des Goldes wegen kommen wir hierher, sondern weil in Kristineberg
auch ein Wunder geschehen ist: Christus ist erschienen und zwar
als Wandbild in einer Goldgrube, 100 Meter tief unter der Erde.
Von
Eduard Nöstl
Schweden
ist nicht zuletzt für seine Bodenschätze berühmt. Boliden AB,
das Grubenunternehmen von Weltruf, betreibt zum Beispiel in
Nordschweden mit Rönnskärsverken eine Erzverarbeitungsanlage,
wo der gesamte Kupfer-, Mangan-, Quarzit-, und Goldjahresbedarf
Schwedens gedeckt wird. Von den genannten Metallen wird so viel
erzeugt, dass noch jede Menge davon exportiert werden kann.
Was liegt also näher, als diese Gegend Guldriket, „Goldreich"
zu nennen? Da das Goldreich nur eine Autostunde von Lycksele
liegt, beschliessen wir, dorthin zu fahren.
Das
Wunder von Kristineberg ereignete sich am 29. November 1946.
Um fünf Uhr morgens betrat der Bergmann Albert Jönsson die Abbaustelle
in 107 Meter Tiefe. Er hatte Schicht am Abbau 6 des Erzgangs
A. Sein Kollege Johan Olofsson hatte noch am vorigen Abend die
letzte Sprengung getätigt. Über Nacht hatte sich der Rauch verflüchtigt
und der Staub gelegt. Als Albert Jansson den Raum betrat und
seine Lampe auf die gegenüberliegende Wand richtete, wollte
er seinen Augen nicht trauen. Denn dort sah er ein zwei Meter
hohes Christusbild.
Damit
war die Legende von Christus in Kristineberg wahr geworden.
Bereits seit Urzeiten war in der Gegend eine Prophezeiung in
Umlauf, deren Wortlaut ungefähr so lautete: „... die Völker
in den Nordländern werden so lange wie möglich von den Mühsalen
verschont werden, die über die Erde niedergehen. Denn Gott selbst
hat seinem eingeborenen Sohn in einem von Nordlands schimmernden
Bergen eine Wohnung bereitet".
Nicht
nur Albert Jönsson, auch alle seine Kumpel von der Schicht kamen
und wollten das Wunder bestaunen. Die Nachricht verbreitete
sich wie ein Lauffeuer in der Gemeinde und alle strömten herbei,
um dieses Bild zu sehen.
Die
Zeitungen brachten Photos davon, ein regelrechter Besucherstrom
ergoss sich unter Tag. Das war der Grubenleitung denn doch zu
viel, Christusbild hin, Christusbild her. Zuerst wurden strenge
Besuchszeiten eingeführt, dann begann man, den Stollen wieder
zuzuschütten.
Grubenkirchlein
St: Anna
Heute
ist die Geschichte vom Christusbild ein fester Bestandteil jeder
Grubenbesichtigung. Ein ökumenischer Kirchenraum wurde eingerichtet,
mit Altar, Kreuz, Platz für 200 Personen, Café und Schaubergwerk.
Und es wäre keine schwedisches Bergwerk, würde man nicht auch
gleich die Besichtigungsfahrten ordentlich organisieren.
Wir
fahren mit einer finnischen Busgruppe in den Stollen ein. Da
die Grube ganz normal in Betrieb ist, müssen wir bis nach Schichtende
warten. Wer geglaubt hat, wir müssten uns in Overalls zwängen
und mit dem Hunt zünftig einfahren, der hat sich getäuscht.
Eine breite Strasse führt unter Tag, betoniert und wie ein Tunnel
hoch und breit, sodass sogar der grubeneigene Reisebus Platz
hat.
Nur
kurz ist die Fahrt und schon steigen wir wieder aus. HeImpflicht
besteht und jeder Besucher erhält einen Helm. Einzeln betreten
wir den Raum, der 97 m unter Tag zur Grubenkirche St: Anna ausgebaut
wurde. Mit Christusbild und allem drum und dran.
Das
Bild, das ursprünglich eine Quarzitablagerung war, ist heute
in der Originalgrösse auf die dunkle Wand des Urgesteins gemalt.
Auch den modernen Menschen ergreift eine gewisse Ehrfurcht,
so echt sieht die Gestalt aus. Der Raum ist ca. zwanzig Meter
lang, zehn Meter breit und sicher an die sieben Meter hoch.
Stuhlreihen sind aufgestellt und ein kleiner Altar mit Kerzen
und Orgel daneben verbreitet die passende andächtige Stimmung.
Die
Führung dauert ca. eine Stunde, unsere Führerin erzählt uns
die Geschichte des Christusbildes und zum Schluss bittet sie
die finnische Reisegruppe, lauter ältere Leute, einen Psalm
anzustimmen. Psalmbücher werden ausgeteilt, ein junger Mann
geht nach vor und stimmt den Psalm 235 an. Es ist ergreifend,
mit welcher Inbrunst und Andacht die Leute in den Gesang einfallen
und wie schön die Lieder im Raum widerhallen. Alle sind gerührt
und wir fühlen die völkerverbindende Rolle des Christentums
in uns.