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Halland

Schloss Tjolöholm

Schloss Tjolöholm in Halland
Die traurige Geschichte des James Fredrik Dickson

 

In der Nähe von Kungsbacka, direkt an der halländischen Küste, dort, wo sie schon ein wenig an die typische Steilküste der Schären des Bohusläns erinnert, liegt auf einer Halbinsel, romantisch in einem riesigen Buchenwald versteckt, das Schloß Tjolöholm, früherer Wohnsitz der Grafen Bonde, erbaut vom schottischen Kaufmann James Fredrik Dickson und seiner Frau Blanche.

Von Eduard Nöstl


Entworfen wurde das Haus vom damals gerade 28 - jährigen schwedischen Architekten Lars Israel Wahlman. Tjolöholm ist im Original erhalten und vollständig möbliert. James Fredrik Dickson (1844 - 1898) war in Göteborg als Kaufmann zu Geld und Ansehen gekommen. Sein grosses Interesse im Leben galt der Pferdezucht. Dieses Hobby teilte er mit seiner Frau Blanche. Die beiden beschlossen, hier in Tjolöholm eine Musterpferdezucht einzurichten. Darüber hinaus wollten die beiden auch standesgemäß wohnen, denn James Dickson war nebenberuflich königlicher Hofstallmeister. Darum beauftragten die beiden den Architekten Lars Israel Wahlman mit der Planung eines netten kleinen Landsitzes. In gut schottischem Geist wollte man nicht protzen, sondern sich wohlfühlen. Das Ergebnis war Tjolöholm, wie wir es heute besichtigen wollen.

Wie es um die Jahrhundertwende üblich war, gehört zum Schloß auch ein kleines Dorf mit Angestellten, Bauern, Schmied etc. Alles ist hier auf Tjolöholm erhalten und steht zur Besichtigung frei. Der Grundbesitz allein ist mit einem Areal von 600 ha schon einen Besuch wert. Spazierwege durchziehen die Wälder und der Besucher kann einen ganzen Tag marschieren, ohne zweimal den gleichen Pfad benützen zu müssen. Erwähnenswert ist auch die prächtige Kirche, die nach langen Jahren der Renovierung jetzt wieder geöffnet ist. Die ehemalige Manege ist heute ein beliebtes Café. Daneben befindet sich das Wagenmuseum, in dem einige Prachtkutschen aufbewahrt werden.

Natürlich ist das Schloß das Hauptanziehungsobjekt. Es ist bereits von außen lieblich anzusehen, wie es sich perfekt an die Umgebung zwischen zwei bewaldeten Hügeln anpasst. Wie ein wahres Dornröschenschloß ragen die zierlichen Türme und Erker empor. Schon die Form des Schlosses läßt erahnen, daß es dem Einfluß einer Frau gelungen ist, sich bei der Formgebung maßgeblich durchzusetzen.

Blanche Dickson mußte in ihrer Lebensmitte einen herben Verlust hinnehmen. Kurz nach Baubeginn verschied nämlich James Fredrik Dickson, nachdem er sich durch Unachtsamkeit eine Blutvergiftung zugezogen hatte. Immerhin brauchte Frau Dickson nicht zu darben. Ihr Gemahl hinterließ ihr ein fürstliches Vermögen von 10 Millionen Kronen. Das war kein Pappenstiel, wenn man bedenkt, daß der gesamte Besitz um eine knappe Million Kronen erstanden worden war.


Bei Betreten des Schlosses treten wir gleichsam in eine andere Welt, in die Welt von Charles Dickens und Oliver Twist. Fünf Zimmer des Schlosses sind vom englischen Nobelausstatter Liberty eingerichtet worden. Das war keineswegs so exzentrisch wie sich das anhören mag. Beim Bau des Schlosses wurde Granit von der Ostküste herbeigekarrt, anstatt sich des Granits vom Bohuslän zu bedienen, der nur wenige Kilometer weit weg einfach zu holen gewesen wäre. Für Dicksons ist nur das Beste gut genug.

Das Beste war in diesem Fall oft auch identisch mit dem modernsten, was die damalige Technik zu bieten hatte. So hatten Blanche und James Fredrik auf ihren Reisen in Berlin im Hotel Bristol den Vorteil von Duschen im Badezimmer kennen und lieben gelernt. Mit dem Erfolg, daß die ebenfalls in Tjolöholm zu besichtigenden Badezimmer ein hochmodernes Experiment wurden, das uns heutige ob seiner technischen Finessen mit daraus folgender Bequemlichkeit in Erstaunen versetzt.

Eine anderer Beweis für die Vorliebe der Blanche Dickson für allerlei Modernitäten ist das pneumatische Hammerklavier, das im Salon steht. Es spielt quasi auf Knopfdruck die possierlichsten Wiener Walzer. Ob Zentralheizung oder ein überdimensionaler Staubsauger, Schloß Tjolöholm war seiner Zeit weit voraus.

Im Schloß sind alle Räume gemütlich und vornehm - altmodisch. Offene Kamine, Holztäfelungen in dunkler Eiche oder Himmelbetten sind vielleicht nicht jedermanns Vorstellung von einer gemütlichen Bude, aber schließlich hat auch nicht jeder den schwedischen König regelmäßig zu Gast.

Die obersten Gemächer des Schlosses inklusive einer Nachbildung des Hochzeitsbettes Heinrichs VIII. waren für den König Oskar II. reserviert.

Auf dem Gut waren um die Jahrhundertwende 200 Menschen beschäftigt. Wie diese Menschen gelebt haben ist im Dienstbotentrakt des Schlosses sehr schön nachzuvollziehen. Blanche Dickson war allem Anschein nach eine vorbildliche Hausfrau, die sich ausgesprochen fürsorglich um das Wohl ihrer Angestellten kümmerte,

Alles in allem ist ein Besuch auf Tjolöholm nicht unter einem halben Tag zu absolvieren. Eine Führung durch das Schloß ist zum Verständnis seiner früheren Bewohner unbedingt zu empfehlen.


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Last Updated: Freitag, 14. Oktober 2011
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