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Stockholm - ein Mittsommernachtstraum

Zwischen den Glaspalästen Norrmalms, alten Renaissancefassaden und 66 Quadratmeter Jogging-Grün pro Einwohner schwimmt das alte Stockholm wie ein Schiff aus Backstein und Granit. Der Weg dorthin führt über Brücken, den Mälarsee und das Brackwasser der Ostsee, in dem sich die vierzehn Inseln Stockholms zur nördlichst gelegenen Hauptstadt der Welt vertäuen und lokale Rutengänger Lachs in Citylage ködern.

von Eduard Nöstl



Stockholm ist das Ergebnis einer stadtplanerischen Brückenkopftaktik ganz nah am Wasser, erbaut ausschliesslich auf soliden präkambrischen Gneisen und Graniten.
Doch vom fast mediterran anmutenden Charme, den eilfertige Besucher der skandinavischen Metropole oft unterjubeln, bleibt beim näheren Hinsehen kaum mehr als ein bieder - genügsamens Lächeln eines königlichen Würdenträgers. Kupferdächer blitzen da auf, und weiter hinten in den Taschen der Backsteinstadt, in den versteckten Winkeln der Altstadt, der Gamla Stan, lagern die Überreste einer langen bürgerlichen Tradition.

Es ist ruhig in Gamla Stan. Unter dem Pflaster der Innenhofwelt liegt das mittelalterliche, viermal abgebrannte Stockholm.

Wer sich dem Herzen der Metropole nähert, entdeckt zunächst einmal deren Unterwelt. In den Gewölben der Hauptstadt finden sich gemütliche Weinkeller, Gourmettempel und Bierkneipen, wo frisch gezapftes Öl - wie Bier auf schwedisch heisst - mitunter fest versperrte Pforten kollektiven Seelenlebens löst.

Stockholm wie es singt und lacht. Drei Liter geht es gut, dann sickern vemod und längtan - die nordische Steigerungsform von Wehmut und Sehnsucht durch und unter den Bierdeckeln klebt das, was Strindberg vor hundert Jahren und Lars Norén heute auf die Bühne holen: leda med tillvaron, Überdruss am Dasein, das, was Sartre kurz und bündig ennui genannt hat.

Die farbenprächtige Oberflächlichkeit der in Inselchen zerrissenen Stadt lässt davon freilich wenig ahnen. Bloss wenn der Sommer wieder einmal lagom ist, um noch ein unübersetzbares schwedisches Wort zu verwenden, also, wenn er weder heiss noch kalt, weder feucht noch trocken, sondern eben einfach lagom ist, dann verwandeln sich die ockerfarbenen Gemäuer Stockholms in ein architekturfotogenes Stadtbild, das auch die Amateure nicht verwackeln können.

Dennoch findet sich immer irgendeine Unschärfe oder ein überraschender Kontrast in diesem statischen Bilderaufbau der Stadt. Die verschwommen weiss angedeutete Fläche eines soeben zurechtgezupften Spitzenvorhangs etwa oder das unter Brücken verschwindende buntgestreifte Heckteil eines Sportkanus.

Stockholm zeigt dem Fremden seine Häuserfront, zeigt repräsentativ wuchtende Barockgiebel wie herrliche Dekors und öffnet sich dem Voyeur bestenfalls als fingerbreite Mauerritze.

Nur die Sehenswürdigkeiten öffnen sich voll dem Betrachter. Wie die nahe dem Stortorget, dem ältesten Platz Stockholms gelegene spätgotische Kirche Tyska Kyrkan oder das ebenfalls auf der Insel Stadsholmen errichtete vierflügelige Königsschloss. Auf dessen Backbordseite liegt Riddarholmen mit der Riddarholmskirche und historischen Adelspalästen, auf der Steuerbordseite ist es die Insel Helgeandsholmen mit der alten Reichsbank und dem Reichtstag.

Erwähnenswert weiter das Stadshus mit seinem 106 Meter Meter hohe Turm, von dessen Turmstübchen der Besucher einen Überblick über das amphibische Naturell der Land - Wasser -Stadtschaft gewinnt.


Nicht weit vom Asphalt der grosszügig angelegten Geschäftsstrassen liegt die weisse Dampferflotte der Ausflugsboote. Sie steuern historische Reminiszenzen an. Schloss Drottningholm etwa, das Versaille des Nordens, oder Kurt Tucholskys Gripsholm.

Wer Stockholm näherkommen möchte, steuert Djurgården an, wo Skansen, das älteste Freilichtmuseum der Welt und das gleich nach dem Stapellauf gesunkene und unter hohen Kosten wieder gehobene Flaggschiff Wasa liegen.

Noch weiter im Osten versinkt die Stadt im Meer. Doch nicht abrupt, sondern mittels unzähliger, etwa 24.000, Inseln und Inselchen aus Granit. Stockholms Schärengarten ist ein Idealrevier für jede Art von Sommerfrische. Tout Stockholm kommt hierher und räkelt sich am Wasser.


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Last Updated: Donnerstag, 4. September 2008
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