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Arbeiten und Beten in Småland

Bolmensee in Småland

Ora et labora

Vor 800 Jahren 1143 wanderten fünf Mönche unter Führung ihres Abtes vom französischen Kloster Clairvaux durch den unwegsamen Urwald Smålands. Als der Abt den Rusken See, (an der Reichsstrasse 127, ca. 25km westlich von Värnamo) vor sich aus dem Nebel auftauchen sah, blieb er wie angewurzelt stehen.

Von Eduard Nöstl


Nach kurzem Besinnen hob er seinen Wanderstab aus schwerer französischerEiche, zeigte auf den einladenden Strand des Ruskensees und hub an zu sprechen: "Brüder! Unsere Wanderung hat ein Ende gefunden, hier ist das neue Tal unserer heiligen Maria!"

Die Brüder dankten ihm, wohl noch mehr ihrem gütigen Schicksal, dass die Wanderung endlich ein Ende gefunden hatte, sanken ermüdet ins grüne saftige Gras und sahen sich um. "Vadis novo" - das neue Tal, Nydala, ist bis heute der Name des Klosters.

Nicht umsonst kamen die Mönche aus dem Orden des heiligen Bernhard: in riesigen Steinquadern erbauten sie eine Kirche - stramme Architektur war angesagt, ohne jede unnötige Verzierung und Ausschmückung. Heute ist das Nydala Kloster eines der wichtigsten Bauwerk Schwedens aus dem Mittelalter. So karg und schmucklos Nydalas Äusseres auch ist - das Innere prangt in vollem Barockstil.

Nach der Kirche machten sich die eifrigen Mönche an den Bau des Klosters. Schliesslich war man deswegen in den wilden Norden gekommen. lhr Tatendrang war ungebrochen, sie legten daher sofort eine Ziegelfabrik an, deren Reste noch heute zu sehen sind.

Die Brüder liessen sich anscheind von dem typischen "Smålandsgeist", einem schier unerschöpflichen Tatendrang und Erfindergeist inspirieren, der der Gegend anhaftet, denn die Chronik vermeldet, dass nach acht Jahren aus dem stillen, bescheidenen Kloster ein ernstzunehmender Machtfaktor geworden war, dessen Ruf weit über die Grenzen Smålands hinaus berühmt war.

Besitzungen im ganzen Land, Felder, Acker und WäIder, Jagden und Fischrechte, Unternehmen und Mühlen ... Und wie es immer so geht, wenn man sich allzu sehr auf die weltlichen Erfolge konzentriert, so störte dieser rasche und unübersehbare Erfolg der geschäftlich gewitzten Kuttenbrüder ihre Verbindungen zum Himmel beträchtlich.

Das Ende mit Schrecken nahte unaufhaltsam. Doch wir wollen chronologisch vorgehen:

1160 schenken zwei Vogte dem Kloster die reichen Fischrechte in Ohs.

1190 Nydala kauft für die symbolische Summe von drei Mark ein Drittel der ertragreichen Aalfischrechte in Skeen. Abt Regneri verkauft seinen Aal an halb Schweden und macht damit fette Gewinne. Zu diesem Zeitpunkt gehören dem Kloster bereits 17 Pachthöfe.

1248 Der päpstliche Legat Wilhelm mahnt die ganze Christenheit, ihren guten Willen für Nydala, den Vorposten der Christenheit im heidnischen Norden, zu zeigen. Als Anreiz stellt er 40 Tage Ablass in Aussicht. König Erik erhört diesen Ruf und befiehlt, dass alle Bauern der Gegend dem Kloster "jährlich ein Schaff Korn zu entrichten haben". Mehrere Jahrhunderte ist dieses Schaff Korn die wichtigste Geldquelle der Mönche.

1266 - 85 Immer mehr Pachthöfe fallen ans Kloster. Die Spender erhalten dafür ein Grab innerhalb der Klostermauern.

1279 Bischof Henryk erlässt ein Dekret, wonach die Kirchen von Ottenby und Södra Möckleby auf Öland Hering an Nydala zu liefern haben.

1344 macht das Adelsfräulein Abjörnsdotter eine Schenkung von 200 Mark an das Kloster usw.usw.

Die Brüder reiben sich die Hände und lachen sich ob des jährlichen Mannas ins dickgewordene Fäustchen. Leider, wie es halt so ist im Leben, beschwört gerade dieser Reichtum den Untergang des Klosters Nydala herauf. Auf seinen Raubzügen kommt der dänische König Christian Tyrann im Jahre 1521 auch am Kloster Nydala vorbei.

"Her mit eurem besten Wein und euren gemästeten Ochsen," befiehlt der König. Zum Dank für Speis und Trank Iässt er den Abt und fünf seiner Mönche im Rusken ertränken.

Damit ist der Anfang vom Ende for Nydala eingeleitet. Den Schlusspunkt für weltlich Macht und Reichtum setzt Gustav Wasa. Nydala, eines der reichsten, ältesten und mächtigsten Klöster des Nordens findet ein rasches und unrühmliches Ende.

Hätten sich die Brüder an ihre angestammten Talente gehalten, „ora et labora", wären sie vielleicht nicht in die Annalen der Geschichte eingegangen, würden aber vielleicht, frei nach Voltaire, heute noch ihren Garten bebauen.


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Last Updated: Donnerstag, 4. September 2008
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