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Tiveden/Västra Götaland

 

Sonnenuntergang am Undensee

Sonnenuntergang
am Undensee

 

Zzum Anfang unserer heutigen Wanderung von Camping Tiveden geht es zuerst nach Gråmon. Gråmon wird man vergebens auf der Karte suchen. Es ist ein Etappenziel auf dem Bergslagspfad und liegt ungefähr 24 km südlich von Ramundeboda, das wiederum an der E20 zu finden ist und zwar bei Finnerödja. Mein Begleiter Enrico macht einen richtig munteren Eindruck. Er ist begeisterter Hobbyfotograf und im Laufe des Tages werde ich noch eine Menge dazulernen, was das Fotografieren angeht. Gråmon ist dreizehn Kilometer vom Campingplatz entfernt, wir kommen an einer Tafel vorbei: Fagertärn steht da zu lesen. Fagertärn ist einer der wenigen Plätze in Schweden, wo es rosarote Seerosen gibt. Von hier sind es noch drei Kilometer nach Gråmon. In Gråmon umgibt uns der Wald von Tiveden. Hohe Fichten und Kiefern, kaum Unterholz.

von Eduard Nöstl


Um acht Uhr beginnen wir unsere Wanderung. Zuerst geht es auf einem breiten Forstweg dahin, bis wir nach 15 Minuten auf einen schmalen Pfad abzweigen. Schon nach ein paar Minuten kommen wir zum ersten Hinweisschild. Sörbytorp steht da und wir folgen natürlich diesem Schild. Der Pfad steigt gleich stark an und führt durch einen Jungwald. Die Steigung nötigt Enrico die ersten Schnaufer ab, was aber seinem Redefluss nicht abträglich ist.

Es ist unglaublich, welch ein Unterschied in der Vegetation dieses Landes besteht. War im Norden bereits der Herbst mit dem grossen Farbpinsel übers Land gefahren und hatte die Büsche und Sträucher rostrot gefärbt, so stehen hier noch vereinzelt Glockenblumen und Margeriten in voller Blüte und die Farnkräuter wachsen hüfthoch und sind zu dieser frühen Morgenstunde taufeucht.

Gut, dass der Weg markiert ist, denn in diesem Jungwald wäre es sonst schwer, sich zurechtzufinden. Nach vielleicht zwanzig Minuten stehen wir vor einer Kuhweide und dahinter steht auf einer Anhöhe der Hof von Sörbytorp. Sonst nichts. Diesen Seitensprung hätten wir uns sparen können. Wir sehen uns an und müssen lachen. Alles hatten wir uns erwartet, nur einen Bauernhof nicht. Naja, umgedreht und weiter geht es auf dem Bergslagspfad.

EISZEITLICHE GLETSCHERMÜHLE

GletschermühleBeim nächsten Schild wissen wir wenigstens , worum es sich handelt. "Jättegryta" steht da, also eine Gletschermühle. Wir haben jetzt zwei Kilometer zurückgelegt und wandern daher gern die vierhundert Meter zu dieser Gletschermühle, die sich wirklich fast kreisrund, "nein, eiförmig", kommt der Kommentar von Enrico, und ziemlich tief, wir halten einen Stab ins Loch und schätzen die Tiefe auf eineinhalb Meter, in den Fels eingegraben hat.

Gletschermühlen sind in der letzten Eiszeit entstanden, als unter den Eismassen die Gletscherflüsse Schotter in natürliche Vertiefungen schoben und das Wasser diesen Schotter eben wie eine Mühle herumwirbelte und den Felsen aushöhlte. Diese Gletschermühle wurde entdeckt, als ein Baum gefällt wurde, der sich in der Gletschermühle verwurzelt hatte.

AUF DEM ZIEGENRÜCKEN ZUM SEE BOSJÖN

Der Weg verläuft abwechselnd auf breiten Forstwegen und auf kleinen Waldwegen. Etwaige feuchte Stellen sind gut mit Bohlen abgedeckt, die Vögel zwitschern und es ist ein angenehmes Wandern, bis wir nach einer Stunde bereits über einen Höhenrücken, den "Getaryggen" (Ziegenrücken) den Bosjö entlangspazieren.

Auch dieser Höhenrücken ist ein Relikt aus der Eiszeit. Der Rastplatz am See Bosjö ist auch für schwedische Verhältnisse ideal angelegt in einer Bucht des Sees inmitten eines hohen Fichtenwalds mit einem grossen Holzvorrat, festen Windschutz aus Holzbohlen und Feuerstelle, wo schon bald ein lustiges Feuerchen flackert und wir uns an unseren mitgebrachten Broten stärken.

Enrico kommt jedes Jahr mindestens zweimal hierher nach Tiveden. Einmal waren er und Cousin Thomas im April hier - als einzige, bei minus zwanzig Grad hatten sie ihr Zelt aufgeschlagen. Eine Leistung, die ihnen eine grosse Reportage auf der ersten Seite des Lokalblattes in Laxå eingetragen hat.

Enrico modifiziert die heldenhafte Askese etwas: "Naja, als es uns in der Nacht zu kalt wurde, haben wir stillschweigend unsere Schlafsäcke gepackt und sind in das Badehaus geflüchtet, dort war es etwas wärmer". Nichtsdestoweniger ist Enrico ein begeisterter Schwedenurlauber, der auch seine junge Frau Antje dazu gebracht hat, ihre Träume vom Mittelmeer gegen die naturschöne Gegend am Undensee auszutauschen.

Nach einer Eintragung ins Gästebuch machen wir uns wieder auf den Weg. Eine Quelle ist zwar mit einem Schild gekennzeichnet und auch mittels einem Bohlenquadrat eingefriedet, doch wir sind froh, dass wir dieses schwarze unergründliche Wasser nicht trinken müssen, sondern auf unsere Feldflaschen zurückgreifen können.

Bächlein TivedenBei einem Fotostopp an einem kleinen Rinnsal ertappt mich Enrico bei meinen mangelnden Fotografierkenntnissen.
"Was, du machst das alles auf Automatik?" ist er ganz erstaunt. Dazu muss man wissen, dass der riesige Rucksack, den er mitscheppt, mit Fotoausrüstung vollgestopft ist, dafür hat er Jause und Wasser zu Hause vergessen. Aber immerhin er ist freigebig mit guten Ratschlägen, so zum Beispiel, dass bei Dias die Farben kräftiger werden, wenn man einen halben Punkt in der Belichtung heruntergeht.
Schon wandern wir durch Weidegebiet. Tiveden und die Gegend um den Nationalpark herum wurde früh von den Finnen besiedelt, die geholt wurden, um die undurchdringlichen Wälder urbar zu machen.

Rechts unter uns öffnet sich der Wald und gibt den Blick frei auf einen See mit vielen kleinen Inseln, das Mövattnet. Die Inseln bilden ein ringförmiges Muster. Die Inseln sind entstanden, als das Wasser für den See aufgestaut wurde und der Torf an die Wasseroberfläche geschwemmt wurde, um dort zu diesen Inseln zusammenzuwachsen. Die Inseln schwimmen also praktisch auf dem See.

Immer wieder fallen uns die uralten Steinzäune ins Auge, die auf alte Abgrenzungen der verschiedenen Bauernhöfe und Ortschaften verweisen. Wir wandern hier also auf kultiviertem Gelände, doch holt sich der Wald bei Nichtnutzung das urbar gemachte Land immer wieder Schritt für Schritt zurück.

SOMMERHAUS GEFÄLLIG?

Am Stålvattnet wandern wir über eine Brücke, als uns ein Maklerschild auf ein haus aufmerksam macht, das auf einem kleinen Hügel liegt und direkt am Wasser diesen See herrlich überblickt. Enrico ist gleich Feuer und Flamme, die Telefonnummer des Maklers wird notiert und ich muss sagen, dieses Häuschen ist wirklich ein Traum.

Waldsee Tiveden mit TorfinselnZwischen zwei Seen, an einer kleinen Forststrasse, aber total abgelegen, mit eigenem Bootssteg und Ruderboot. Trotzdem völlig modern mit WC/Dusche, offenem Kamin und so weiter ausgerüstet. Um die Lage gleich noch ein wenig auf uns wirken zu lassen, lassen wir uns am Seeufer in der Sonne nieder und schauen über die sich kräuselnden Wellen hinüber auf die vielleicht fünfzig Meter weit entfernte Landzunge, die vorwitzig in den See sticht.

Enrico spricht aus, was viele Deutsche, die Im Urlaub Schweden kennen- und liebengelernt haben,denken: "Könnten wir nur hierher kommen und hier arbeiten". Doch zu gross sind die Bindungen an Deutschland in Form von Bankkrediten und anderen Verpflichtungen.

Über das Porsängsmossen nähern wir uns unserem heutigen Etappenziel, tivedstorp. Das Porsängsmoor wird auf einem alten Kirchensteig durchquert, auf dem früher die Gläubigen zur Kapelle von Tivedstorp gewandert sind. Die Bohlen, auf denen wir entlanggehen, können also viele hundert Jahre alt sein, da die Bohlen früher direkt in den Torf gelegt wurden, wodurch sie nicht morsch wurden, da sie von der Luft abgeschnitten waren.

Nach sieben Stunden Wanderung steigen wir den Hügel zum Tivedstorp hinauf. Wir kommen an einem alten Missionshaus vorbei und schon stehen wir in einer der ältesten Siedlungen des Tiveden Nationalparks. Tivedstorp ist ursprünglich eine Finnensiedlung gewesen.

An diese Zeit erinnern heute noch einige Gebäude wie die Kapelle oder ein Stall aus dem 16. Jahrhundert, der mit Gras bewachsen ist. Tivedstorp wird von IM, Individueller Menschenhilfe, betrieben, die notleidende Menschen in der dritten Welt unterstützt. Wir schwingen uns nach kurzer Rast auf die Fahrräder, die Enricos Frau Antje vorsorglich hier abgestellt hat und machen uns auf den Weg zurück zu Camping Tiveden.

ECHTE KOHLENMEILER

Köhler vor KohlenmeilerZwölf Kilometer geht es durch den Wald. Doch es kommt keine Langeweile auf, da wir eifrig nach dem Elch Ausschau halten. Elch sehen wir keinen, dafür kommen wir an einem Kohlenmeiler vorbei, wo ein uralter Mann, Reidar Nilsson, seit 1936 alljährlich seine Meiler aufbaut, um Holzkohle zu gewinnen. An einer speziellen Vorrichtung schichtet er Brennholzscheite auf, kreisförmig, aus denen er Teer gewinnt, der sich, gemischt mit Linol und Terpentin, hervorragend als Imprägnierung für Holzhäuser oder Zäune eignet. Er schläft in einer Erdhöhle, die mit einer Holzpritsche und einer kleinen Feuerstelle ausgerüstet ist.

Wir sind froh, dass wir auf den Campingplatz und unter die Dusche kommen. Enrico läuft schnurstracks zum nächsten Telefon um den Makler wegen "seinem" kleinen Häuschen am Stensee zu kontaktieren. Sieben Stunden sind wir gewandert und haben uns glänzend unterhalten mit der Natur als spannendem Hintergrund und passendem Rahmen für Kurzweil ebenso wie für ernste Themen. Man kann daher ohne Übertreibung sagen: Schwedenurlauber sind sympathische Leute!


Wichtige Adressen:
Camping Tiveden
Baggekärr-Tived,
SE-695 97 Tived.
Tel: +46 584 474 083,
Fax: +46 584 474 044.


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Last Updated: Freitag, 14.Oktober 2011
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