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Åsarna/Jämtland

Schilauf im Fjäll
Langlaufen mit einem Weltmeister

Zögerlich aber doch kommt auch der Winterurlaub in Richtung Schweden in Gang. Wenn man sich ein wenig umhört, so sind einige Orte für Weihnachten und Neujahr ausgebucht, und der Vorverkauf für Februar und März läuft auch recht gut. Wir hatten das Glück, bei einer derartigen Pauschalreise in einen schwedischen Wintersportort mit dabei zu sein. Vom Ambiente her war es für viele Teilnehmer eine positive Überraschung, die die Erwartungen noch übertroffen hat.

Von Eduard Nöstl


Åsarna ist ein kleines Dorf in Jämtland. Das Åsarna Skicenter liegt ruhig und verlassen da, im Restaurant ist es still. Ein paar Angestellte unterhalten sich in der Küche. Um Punkt sechs Uhr geht ein Raunen durch den Saal, die langerwarteten Gäste sind angekommen. Minuten später ist die beschauliche Ruhe einem geschäftigen Gewusel und Gewurl gewichen. Eine Welle von Frohsinn und Heiterkeit macht sich breit. Die Neuankömmlinge suchen sich ihre Tische und alle reden durcheinander. Den Einheimischen schwirrt nach zwei Minuten der Kopf vor so viel Geschäftigkeit.

Schweden bietet das Ambiente der offenen Weiten, des Lebensraums und der grossen Abstände, auch zwischen den Menschen. Es dauert lange, bis sich ein Nordländer seinem Gegenüber öffnet.

LANGLAUFEN MIT THOMAS WASSBERG

Die Gruppe ist hergekommen, um einmal in der Heimat des Langlaufs einige Touren zu machen. Die Reise steht unter dem Motto: "Langlaufen mit Thomas Wassberg". Thomas Wassberg ist einer jener schwedischen Spitzensportler, die so ziemlich alles gewonnen haben, was es im Langlauf zu gewinnen gibt. Er wird die Gruppe führen und dabei auch in die Geheimnisse der nordischen Lebensart einweihen. Zeit und Musse werden dabei gross geschrieben.

Thomas WassbergAm ersten Morgen könnte der Kontrast zwischen Gast und Einheimischem grösser nicht sein: Sind die angereisten Urlauber nach der neusten Mode gekleidet und farbenfroh angetan, so kommt Thomas in grüner Jägerhose, die blaue Jacke seines Schicklubs lässig um die breiten Schultern geworfen und den Lappendolch locker im Gürtel verwahrt. Er wachst in aller Ruhe seine Schi, pfeift seine Hunde, zwei Vorsteher, herbei, dann kann es losgehen. Wir fahren mit dem Bus ein Stück den Fluss Ljungan entlang , ehe wir an einer Staumauer halten. Alles aussteigen bitte, und Schi anschnallen.

Wir werden auf dem zugefrorenen Ljunganfluss abwärts gleiten bis direkt vor die Haustür. Mit weit ausgreifenden Schritten geht es los. Thomas voran, dann je nach Mut und Können die anderen hinterdrein. War am Anfang noch so mancher ein wenig zögerlich gewesen, so weiss Thomas, was er seinen Gästen schuldig ist und er legt ein gemütliches Tempo vor, das für alle passt.

Nach etwa fünfzig Metern verengt sich das Tal und wird zu einem Canyon. An den Auswaschungen können wir sehen, mit welcher Kraft sich der Fluss seine Bahn gegraben hat. Riesige gefrorene Wasserfälle zu beiden Seiten des Flusses geben ein gigantisches Schauspiel ab.


SPANNENDES UMFELD

Auf dem LjunganflussFür alle Teilnehmer ist dieser Auftakt eine gelungene Überraschung in einem Umfeld, das so ganz anders ist als wir es von den Langlaufloipen in den Alpen gewohnt sind. Einsamkeit, Weite und Abgeschiedenheit, wir begegnen den ganzen Tag über keinem Menschen, lassen die Gruppe zueinander finden.
Nach und nach wird das Flusstal weiter und auch flacher, die Berge bleiben hinter uns zurück. In einer Flussbiegung finden wir einen schönen Rastplatz, wo Thomas ein Feuer entfacht. Aus seinem Rucksack zaubert er einen Kaffeekessel, und schon einige Minuten später brodelt der Kaffee und verbreitet ein angenehmes Aroma.

Dieses Feuerheizen in der Natur auch im Winter gehört ganz einfach zu einem Ausflug, und sei er noch so kurz, hier im Norden dazu. Etwas Warmes im Bauch lässt auch einen eisigen Tag viel freundlicher erscheinen. Nach einer Stunde machen wir uns wieder auf den Weg.

Die Gruppe verteilt sich, jeder findet seinen eigenen Rhythmus, an jeder Flussbiegung wird zusammengewartet. Am Abend in der obligaten Sauna wird das erste Resumee gezogen - wie wird es wohl weitergehen nach einem solchen ersten Tag?

FJÄLLTOUR

Waren wir am ersten Tag auf dem Fluss entlanggelaufen, geht es am zweiten Tag in die Berge. Mit dem Bus fahren wir nach Storhogna zum Högfjällhotel Karl XI. Wir passieren Klövsjö, das "schönste" Dorf Schwedens. Die Högfjällhotels sind ziemlich weitläufige Anlagen mit hohem Komfort und liegen meist direkt an den Schiliften. Umgeben sind sie von Ferienhäusern, die zum Grossteil winterfest ausgerüstet und mit allem Komfort versehen sind, wie offener Kamin oder Sauna.

Die schwedischen Berge sind weitgestreckte Hügel, die im Winter die Orientierung nicht gerade durch hoch aufragende Landmarken erleichtern. Zum Glück gibt es die Tourenwege, die mit Andreaskreuzen gekennzeichnet sind.

Wir lassen die Loipen hinter uns und ziehen unsere eigene Spur. Heute praktizieren wir das eigentliche schwedische Schiwandern. Das heisst nichts anderes als so viel Natur wie möglich zu erleben. Zeit oder zurückgelegte Kilometer spielen dabei eine völlig untergeordnete Rolle, wichtig ist das Erleben, das Verschmelzen mit der Natur.

Trotzdem folgen wir natürlich einem der gekennzeichneten Trails, auf denen die Andreaskreuze in Abständen von fünfundzwanzig bis fünfzig Meter aufgestellt sind. Sie weisen uns den Weg zu einer "Sameviste", also einem Lappenlager, wo die rentierzüchtenden Lappen eine Hütte geöffnet haben, in die wir auf eine "Våffla" einkehren.

Neben der Hütte steht eine "Njalla", also ein kleines Vorratshüttchen auf einem Pfahl, damit die iere nicht an die Vorräte kommen können. Ausserdem steht auch ein Lappentipi da, in dem die Lappen früher auf ihren Zügen auf den Spuren der Rentiere gewohnt haben.

Ein alter Same (Lappe) bedient uns in der geruhsamen Art, die keine unnötige Hast kennt. Die Våfflor sind eine Art Palatschinken, die mit einer Moltebeerenmarmelade und Schlagobers (Sahne) gefüllt sind. So gestärkt folgen wir noch eine Stunde dem Trail, der direkt nach Westen führt, kehren noch einmal in einer leerstehenden Hütte ein und entfachen ein grosses Feuer. Ein Lied erklingt bald und nur ungern brechen wir wieder auf.

STURM IM FJÄLL

Am dritten Tag wird den Loipenfans genüge getan. Åsarna hat ein ganz tolles Schistadion, in dem die schwedischen Meisterschaften durchgeführt werden und so kann sich jeder je nach Lust und Laune seine passende Loipe heraussuchen. Die Loipen sind vorbildlich gespurt. Heute ist auch Björn, der zehnjährige Sohn Thomas Wassbergs dabei und wir staunen nicht schlecht wie er den meisten von uns auf und davon fährt.

EisfischenAm Nachmittag steht Eisfischen auf dem Dorfsee auf dem Progamm und am Abend im Lappentipi wird Lachs abgebraten und Rentierschinken verkostet.

Am nächsten Tag geht es mit dem Bus hinauf in die Vemdalsskalet, einem ziemlich grossen Schigebiet, das uns Langläufern noch einmal alles abverlangt, weil wir hier das erste Mal einen richtigen "Whiteout" also einen Schneesturm erleben, der binnen Sekunden alles in einen weissen Nebel verschwinden lässt. Hier sind wir froh, als wir wohlbehalten auf den Parkplatz zurückfinden.

Der Sturm war zeitweise so arg, dass er uns einfach umgeweht hat, und wir im Lee Schutz suchen mussten. Dieses Abenteuer hat uns einiges abverlangt und wir sind richtig froh, als wir uns in die weichen Felle der Schlitten, die von Schlittenhunden gezogen werden, versinken lassen dürfen. Der nächste Tag steht zur freien Verfügung, den die meisten zur Erkundung der Umgebung von Åsarna auf Schiern benützen. Die Loipen sind so gut gekennzeiechnet, dass sich keiner von uns verläuft.

Am Ende der Woche sind sich alle einig, dass ein Urlaub in Schweden auch im Winter viel Neues bringt. Wie im Sommer ist der Lebensrhythmus der Schweden auch im Winter von Zeit und Musse geprägt und die Landschaft hält, was die Bilder der Broschüren versprechen.

 


 

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Last Updated: Freitag, 14. Oktober 2011
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